Das Buchcover von "111 Orte in Nürnberg die man gesehen haben muss" ist pink und in der Mitte des Buchs und des Titels ist der Hase von Dürer zu sehen.

Interview mit Jo Seuß

„111 Orte in Nürnberg die man gesehen haben muss“

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Nürnberg verbindet Alt und Neu auf eine ganz besondere Art und Weise. Wir von max neo haben ein Interview mit dem Autoren Jo Seuß geführt. Er hat bei dem Buch „111 Orte in Nürnberg die man gesehen haben muss“ mitgeschrieben und erzählt uns von der Entstehung des Ratgebers und dem Wandel der Stadt.

max neo: Hallo Jo. Das ist nicht die erste Ausgabe von „111 Orte in Nürnberg die man gesehen haben muss“, 2012 hast du gemeinsam mit deinem Kollegen Dietmar Bruckner das Buch zum ersten Mal veröffentlicht. Würdest du sagen, dass sich seitdem viel in Nürnberg verändert hat?

Jo Seuß: „Die ersten Jahre hat sich relativ wenig verändert. Wir hatten fünf Auflagen vom Buch, in welchen wir nur Kleinigkeiten ändern mussten. Zum Beispiel wurde aus der „Rockfabrik“ wieder die „RESI“ und aus dem „Glück“ wurde das „Stück vom Glück“. Aber ansonsten haben sich alle Orte gehalten. Nach 2017 hat sich allerdings einiges verändert. Es sind viele interessante neue Orte dazugekommen. Andere haben zugemacht.“

In dem Buch findet man alle möglichen Geschichten. Zum Beispiel über das Fembo-Haus oder den Z-Bau. Nürnberg hat also viele alte, aber auch neue Orte mit interessanten Storys. Ist die Stadt daher eine Symbiose aus Alt und Neu?

„Definitiv. Nürnberg ist eine tolle mittelalterliche Stadt. Es war mal eine europäische Kulturhauptstadt, auch was die Architektur angeht. Aber Nürnberg ist noch viel mehr und hat eben auch Vergangenheiten, die weniger rühmlich waren. Ebenda sind auch einige Orte dazugekommen, die sich mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigen. Ein Ort zum Beispiel gab es in dieser Form in der ersten Auflage noch gar nicht. Der Enver-Simsek-Platz, ein Tatort, an dem der erste NSU-Mord passiert ist. Solche Geschichten gehören eben auch zu Nürnberg.“

Das ist das Mahnmal von Enver Simsek, der von der NSU ermordet worden ist. Foto: Valentin Seuß

Stimmt. Gerade die Geschichte über das Enver-Simsek-Mahnmal geht einem beim Lesen sehr nah. Da kommt einem aber auch die Frage, wie kommt ihr auf diese Orte und wie entscheidet ihr, welche davon ins Buch kommen?

„Mit dem Buch wollen wir das Hintergründliche, aber auch das Bedenkliche und Nachdenkliche beleuchten und damit Impulse nicht nur für Tourist*innen, sondern speziell auch für Einheimische schaffen. Uns ist es aber auch wichtig, Orte zu zeigen, die auf ihre Weise ganz besonders sind. Dazu gehört sowohl ein Witzeautomat als auch der hölzerne Ebenseesteg. Natürlich recherchieren wir auch sehr viel und haben uns eine Liste mit Orten angelegt, die Potential haben.“

„Für so etwas möchten wir keinen Tipp abgeben.“

Jo Seuß im Interview

Corona, ein Begriff, der im Buch immer wieder fällt. Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf die Entstehung von „111 Orte in Nürnberg die man gesehen haben muss“?

„Bestimmte Orte sind wegen Corona nicht im Buch aufgenommen worden. Wir hätten zum Beispiel gerne noch den ein oder anderen Club drin gehabt! Aber die waren das letzte Jahr zu und es ist nicht klar gewesen, ob sie wieder aufmachen können. Wir mussten uns also die Frage stellen: Werden sich die Locations halten können und wenn ja, in welcher Form?
Es gab aber auch einen Ort, bei dem wir festgestellt haben, dass der Betreiber sich sehr verändert hat und in die Querdenker-Richtung gedriftet ist. Für so etwas möchten wir keinen Tipp abgeben. Und so waren wir bis Ende November 2020 sehr gefordert. Es war nicht leicht, da eine Auswahl zu treffen. Zum Glück hatten wir aber vor dem Lockdown noch ein bisschen Zeit für die Recherchen und Fototermine.“

Gab es für dich auch Orte, die du erst durch eure Recherchen entdeckt hast?

„Bis Ende letzten Jahres war ich Redakteur und Journalist bei den Nürnberger Nachrichten und speziell auch für den Nürnberger Stadtanzeiger zuständig. Deshalb weiß ich sehr gut, dass jeden Tag neue Entdeckungen auf einen lauern. Es gibt so Orte, über die stolpert man und entdeckt erst dann ihren Wert. Das ist das Spannende und Schöne an einer Stadt wie Nürnberg. Es lauern noch so viele Geschichten, die entdeckt werden möchten.“

Noch eine abschließende Frage an dich, Jo. Hast du einen Lieblingsort in Nürnberg?

„Einen alleine kann ich da gar nicht nennen. Definitiv gehört aber die Meisengeige dazu. Dort gehe ich seit meiner Jugend hin. Von daher ist dieser Ort für mich mit unglaublich vielen, schönen Erinnerungen verbunden. Aber auch die A73-Unterführung ist ein besonderer Ort für mich. Oder die Blauen Reiter auf dem Andreij-Sacharow-Platz, die diesen Platz mit ihrer Anwesenheit vervollständigen. Man merkt, eigentlich sind alle Orte in dem Buch Lieblingsorte von mir, weil sie alle eine Geschichte erzählen.“

Das Interview führte Maria Czerniejewski.

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