Album der Woche
The Mars Volta mit „The Mars Volta“
Zu einem skandalträchtigen Tanz aus dem 16. und 17. Jahrhundert wirbeln Paare eng umschlungen und mit flatternden Röcken übers Parkett. Alles spielt sich auf dem Planeten Mars ab. So in etwa könnt ihr euch den Namen der Band The Mars Volta bildlich vorstellen. Und so unwahrscheinlich wie ein derartiges Tanzevent auf dem Mars klingt, kam auch die Wiedervereinigung der Gruppe. Mit dem neuen Album „The Mars Volta“ wagt das Duo aus Gitarrist Omar Rodríguez-López und Sänger Cedric Bixler-Zavala jetzt einen Neustart.
Abschied vom Progressive-Rock
Die Progressive-Rock-Fans unter euch müssen vor dem Hören bitte alle Erwartungen fallen lassen. Von ihrem langjährigen Stil hat sich die Band verabschiedet. Das Ende der Post-Hardcore-Band „At The Drive-In“, markierte damals für die Mitglieder Rodríguez-López und Bixler-Zavala den Anfang von „The Mars Volta“. Ihr Debütalbum „De-Loused In The Comatorium“ wurde im Jahr 2003 zu einem modernen Klassiker, der die Band von dort an verfolgen sollte. Kein Nachfolger hat mehr dieselbe Zustimmung von Kritiker*innen und Hörer*innen erreicht. Auf das sechste Album folgte im Jahr 2013 die Auflösung.
Mit ihrem siebten Album „The Mars Volta“ ist das gleichnamige Duo mit südamerikanischen Wurzeln nun zurückgekehrt. Der neue Sound nähert sich dem Pop-Genre an und wird durch lateinamerikanische und karibische Einflüsse ergänzt. Referenzen zu Prince oder Bowie bieten sich zwar an, beschreiben jedoch nicht ausreichend die Einzigartigkeit des neuen Sounds von „The Mars Volta“.
Spanisch und Puerto Rico
Auch sprachlich offenbart die Band ihre Wurzeln. In einigen Songs wird nämlich Englisch von Spanisch abgelöst. Wie etwa im Titel „Que Dios Te Maldiga Mi Carazon“. Zu deutsch bedeutet das so viel wie: „Möge Gott dich verfluchen, mein Herz“. Auch „Blacklight Shine“ zeugt von Bilingualität. Der Song eröffnet nicht nur das Album, sondern wurde bereits vor der Veröffentlichung in Form einer Kunstinstallation in Los Angeles vorgestellt.
In „Graveyard Love“ wird The Mars Volta politisch und solidarisiert sich mit Puerto Rico. Der Begriff beschreibt im Englischen eine toxische Beziehung, bei der ein Part vom anderen so besessen ist, dass er auch seinen Tod in Kauf nehmen würde. Im Lied sind das Liebespaar nicht zwei Menschen, sondern die Länder Puerto Rico und USA. Puerto Rico, wo die Wurzeln des Mars-Volta-Gitarristen liegen, strebt seit über einem Jahrhundert nach nationaler Emanzipation. Bis heute ist es jedoch ein nicht vollwertiger Teil der USA. Mit „Graveyard Love“ wurde auch ein aussagekräftiges Musikvideo von Puerto Rico und seinen Einwohner*innen veröffentlicht. Die Regie führte Rodríguez-López sogar selbst.
Mit dem Lied „The Requisition“ schließt das neue Album ab und lässt die Hörer*innen mit einem Gefühl von „Och nö, das wars schon?“ zurück. Der Sound von The Mars Volta ist definitiv nicht mehr so rockig wie vor ihrer Auflösung. An Authentizität hat die Musik der Gruppe jedoch nichts verloren. Das Duo zeigt, wo es herkommt, und setzt das in einem frischen, neuen Musikstil um.
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Autorin: Marlene Strohmeier