Album der Woche
dArtagnan mit dem Album „Felsenfest“
Einer für alle und alle für einen – das ist nicht nur das Motto der französischen Garde der Musketiere, sondern auch das der Nürnberger Folk-Rock-Band dArtagnan. Die Musketier-Rocker greifen in ihrem fünften Album „Felsenfest“ mittelalterliche Mythen und Sagen sowie historische Ereignisse und Aspekte der Seefahrt auf.
Der Name der Band stammt vom wohl berühmtesten Musketier Charles de Batz de Castelmore – auch genannt: Comte d’Artagnan. Der Franzose war im 17. Jahundert ein Teil der Garde der Musketiere. Dabei handelt es sich um die Hauswache des französischen Königs. Dort hat Comte d’Artagnan eine glorreiche Karriere abgelegt, ehe er im Französisch-Niederländischen Krieg bei der Belagerung von Maastricht fiel. Sein glorreiches Leben inspierte unter anderem den französischen Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere zu dem Roman „Die drei Musketiere“ und den insgesamt zwei Fortsetzungen. Die Romane sind aber keine historisch korrekten Dokumentationen.
Die drei Musketiere
Ganz nach dem Motto „Die drei Musketiere“ besteht die Band aus drei Mitgliedern. Ben Metzner übernimmt unter anderem den Gesang und die Instrumente Dudelsack, Uilleann Pipes, Flöte, Mandoline, Tin Whistle, Irish Bouzouki sowie Akustikgitarre. Bei Gesang und Gitarre unterstützt ihn Tim Bernard. Seit 2018 und nach dem Ausstieg des Gründungsmitgliedes Felix Fischer wird das Trio durch Geigenspieler und Sänger Gustavo Strauss ergänzt. Bei Liveauftritten werden sie von Sebastian Baumann (Bass), Matthias Böhm (Schlagzeug) und Haiko Heinz (E-Gitarre) unterstützt.
Sagen, Seefahrt und Historisches
Im Frühling 2021 hat die Band ihr letztes Album „Feuer und Flamme“ veröffentlicht. Und schon dort konnten die Fans einen musikalischen Umschwung feststellen: Die Lieder klangen voller und fetziger. Bei „Felsenfest“ wurde daran nicht gespart. Die insgesamt 38 Songs – davon 18 Instrumental-Lieder – behandeln thematisch mittelalterliche Sagen und Geschichten, die Seefahrt, historische Ereignisse und Cover von bekannten Titeln. Dazu zählen unter anderem „We’re gonna be drinking“ oder „Korobeiniki“, wo die Melodie aus dem Videospiel „Tetris“ zu hören ist. Aber auch eine neue, englische Version von ihrem Lied „C’est la vie“ hat es auf das Album geschafft.
„Felsenfest“
Der Titelsong des Album „Felsenfest“ unterstreicht den Zusammenhalt der Band. Der Text handelt davon, dass, egal welche Gefahr auch drohen mag, die Truppe fest beisammen bleibt. Gleichzeitig finden sich Referenzen zu vorherigen Liedern, wie zum Beispiel „Ehre wem Ehre gebühret“ (Album: „Seit an Seit“) oder auch „Flucht nach Vorn“ (Album: „In jener Nacht“).
„Wer geht den Weg mit uns bis dass
– 2. Strophe „Felsenfest“, dArtagnan
Die Hölle zugefror’n?
Wer rollt mit uns herein das Fass?
Denn weißt du’s nicht besser, dann hilft nur die Flucht nach vorn
Flucht nach vorn„
Somit könnte nicht nur der Zusammenhalt innherhalb der Band gemeint sein, sondern auch die Verbindung mit ihren Fans, die die Referenz zu den älteren Liedern erkannt haben könnten.
„Tanz in den Mai“
Die sogenannte „Walpurigsnacht“ oder auch „Tanz in den Mai“ findet immer in der Nacht des letzten Apriltages zum ersten Mai statt. Ihren Ursprung hat sie im Mittelalter. Es gibt verschiedene Ansätze, wie der Tag verbracht wird. Einer davon ist, dass der Tanz um das Lagerfeuer die bösen Geister verbannen soll und so der Frühling begrüßt wird. Zudem sollen in dieser Nacht angeblich Hexen ihr Unwesen treiben. Diesen Aspekt greift dArtagnan in ihrer ersten Singelauskoppelung „Tanz in den Mai“ auf. Besonders das Wild und Frei Sein steht im Vordergrund
„Dreht sich der Wind“
Dieses Liebeslied der anderen Art handelt von einem One-Night-Stand. Der männliche Protagonist schwärmt von einer Frau. Doch er weiß, dass es bei dieser einen Nacht im Mai bleiben wird, weil sie „frei wie die Wolken“ ist. Damit scheint er aber entspannt umzugehen, denn er singt sehr positiv über dieses „Erlebnis“.
„Teufelsgeiger“
In „Teufelsgeiger“ geht es um die Geschichte eines hoffnungslos verliebten Geigenspielers. Die Frau seiner Träume möchte nichts von ihm wissen und deswegen lässt er sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein. Von nun an liebten ihn alle, solange er die Geige spielte. Doch die Sache hat einen Haken: Er konnte seine Liebste nicht berühren, weil er immer weiter für sie spielen musss. Der Geiger nimmt sich daraufhin das Leben und der Teufel holt sich seine Seele. Die Legende besagt, dass man ihn immer noch aus dem Höllenfeuer heraus spielen hört. Die Band dArtagnan hält es offen, ob es sich bei besagtem Teufelsgeiger um Geigenspieler Gustavo Strauss handelt.
„Westwind“
Die Sehnsucht nach Meer und dem aufregenden Seemannsleben ist für viele ein zentraler Punkt in ihrem Leben. Doch nicht jede*r hat die Chance oder Motivation, Kapitän eines eigenen Schiffes zu sein. Und genau an diese Menschen richtet sich das Lied „Westwind“. Der Protagonist erzählt zwar, wie gerne er das wilde Seemannsleben erleben wollen würde, doch gleichzeitig nennt er viele Gründe, es nicht zu tun. Im Refrain wird dann auf den sogenannten „Westwind“ eingegangen. In der Geschichte der Seefahrt hat dieser nach Osten wehende Wind viele Seefahrer wieder nach Hause gebracht. Somit könnte der Wind als Hoffnung dafür stehen, dass der Protagonist doch irgendwann zu seinem „wahren“ Zuhause zurückkehren kann. „Westwind“ ist die zweite Singleauskoppelung aus dem Album.
„My Love’s in Germany“
Das Lied „My Love’s in Germany“ ist die Vertonung eines alten, schottischen Gedichtes. Es wurde von Hector Macneill im Jahr 1794 verfasst. Es ist die Klage einer schottischen Frau, die ihren Mann zurück nach Hause holen möchte. Dieser kämpft in einem Krieg in Deutschland. Dabei könnte es sich um den Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert handeln, bei dem viele Schotten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation für die unterschiedlichsten Nationen kämpften. Für dieses Lied hat sich dArtagnan Unterstützung von der niederländischen Gothic-Rock-Band Blackbriar geholt.
„Drei schwarzen Reiter“
Das Lied „Drei Schwarze Reiter“ gehört in die Kategorie „Sagen & Geschichten“. Es handelt von drei schwedischen Kriegern, die stolz und grausam im Krieg gedient hatten. Das wurde einem Dorf dann irgendwann zu bunt und die Bewohner*innen köpften die drei Reiter daraufhin. Ihre Leichen trieben den Fluss hinab. Doch sie kamen zurück aus dem Moor und suchen seitdem die Menschheit heim.
„Merseburger Zauberspruch“
Bei den „Merseburger Zaubersprüchen“ handelt es sich um die einzigen, erhaltenen, heidnischen Beschwörungsformeln in Deutschland. Sie wurden vor über 1000 Jahren von einem Mönch aufgeschrieben und in der Domstiftsbibliothek Merseburg aufbewahrt. Es sind Beschwörungsformeln aus vorchristlicher Zeit und halten den heidnischen, germanischen Brauchtum fest. Der erste Spruch sollte dazu dienen, Gefangene zu befreien. Der andere hingegen sollte gegen Fußverrenkungen helfen. dArtagnan hat sich für die Vertonung dieser zwei althochdeutschen Schriftstücke die Unterstützung des französischen Mittelalter-Sängers Luc Arbogast geholt. Zusammen erwecken sie diesen Teil deutscher beziehungsweise germanischer Geschichte wieder zum Leben.
„Freiheit und Tod“
In diesem Lied reisen wir zurück in das Jahr 1789 – zur Französischen Revolution. Alles hatte mit dem Sturm auf die Bastille begonnen. „Freiheit und Tod“ handelt von der Stimmung, die zu dieser Zeit geherscht haben könnte.
Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.
Autorin: Tina Schabenstiel