Das Albumcover "Uncertain Joys" von The Subways ist schwarz. In der Mitte ist die Iris eines Auges zu sehen. Die Iris ist bunt - von pink über gelb bis hin zu blau.

Album der Woche

The Subways mit „Uncertain Joys“

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Acht Jahre lang gab es keine neue Musik von The Subways und die letzten sechs Jahre war es dann erstmal komplett still um die Rockband aus den 2000ern. Dafür kommen sie jetzt mit voller Power zurück – mit neuem Album und neuer Drummerin. Ihr neues Album „Uncertain Joys“ ist unser Album der dritten Kalenderwoche.

Die 2000er-Kinder unter euch erinnern sich vielleicht noch an Hits wie „Rock’n’Roll Queen“ oder „Oh Yeah„. Das sind die Subways. Eine Band aus einem kleinen Städtchen, eine halbe Stunde nördlich von London. Billy Lunn, der Sänger und Gitarrist der Band, seine (mittlerweile Ex-)Freundin Charlotte Cooper am Bass und sein Bruder Josh Morgan an den Drums haben die Band 2003 gegründet.

2004 haben sie den Glastonbury Festival Talent Contest gewonnen und durften beim berühmten Glastonbury Festival spielen. Zu dem Zeitpunkt waren die Subways gerade mal um die 18 Jahre alt. Das war ein Sprungbrett für die Band. Ein Jahr später haben sie ihr erstes Album veröffentlicht und in den nächsten Jahren Shows in ganz Europa und den USA gespielt.

Schattenseiten

Doch es ist nicht alles schön in der Welt der Subways. Cooper hat über Jahre hinweg viele sexistische Kommentare vor allem von Seiten der Medien ertragen müssen. Ihr Bandkollege Billy Lunn hat in einem Interview dazu gesagt:

Seien wir mal ehrlich, sie hassen es, dass sie eine Frau ist. Und sie wurde immer viel mehr sexualisiert als Josh oder ich. Und ich bin eindeutig der sexieste der drei…

– Billy Lunn im Interview mit New Socialist

Der Leadsänger selbst hatte zeitweise Probleme mit seinen Stimmbändern. Er musste operiert werden mit dem Risiko, nie wieder singen zu können. Außerdem hat er immer wieder erzählt, Probleme mit seiner mentalen Gesundheit zu haben. Er wurde mit Borderline diagnostiziert. Er redet außerdem offen über seine Drogen- und Alkoholsucht, die er aber überwunden hat.

Auszeit für Billy Lunn

2016 hat Lunn dann eine Auszeit genommen, um in Cambridge Englisch zu studieren. Das war für den Künstler ein wichtiger Schritt, der ihn geprägt hat.

„In dieser Zeit durchlebte ich auch eine Identitätskrise, nachdem mein Selbstbild in den vorangegangenen 15 Jahren als Sänger einer Band für mich definiert worden war.“

– Billy Lunn

Der Perspektivwechsel vom Künstler zum Konsumenten hat auch seine Musik beeinflusst. In seiner Zeit als Student war er den verschiedensten Künstler*innen und Genres ausgesetzt, die er vorher noch nie gehört hatte.

Corona und das neue Album

Danach kam dann erstmal Corona und hat weitere Auftritte unmöglich gemacht. Der Drummer der Subways, Josh Morgan, hat die Band zu der Zeit aus familiären Gründen verlassen. Es hat sich aber schnell ein Ersatz gefunden: Camille Phillips, ehemalige Drummerin der Ramonas, ist seitdem mit dabei.

Die Band hat die Coronazeit gut genutzt und ein neues Album im bandeigenen Studio aufgenommen. Billy Lunn hat die Songs alle selbst produziert. Seit Beginn seiner Karriere hat er den Produzenten ihrer vorherigen Alben über die Schulter geschaut und sie über ihre Arbeit ausgefragt. Auch Charlotte Cooper hat sich ein Aufnahme-Setup angeschafft und ihre Bassspur zuhause aufgenommen. Ihre Vocals hat sie in einem Verschlag unter der Treppe eingesungen. Das Album ist also komplett heimproduziert.

Uncertain Joys

Uncertain Joys“ lässt sich thematisch in zwei Hälften teilen: Die erste Hälfte befasst sich vor allem mit den inneren Erfahrungen und die zweite beschäftigt sich mit den Beziehungen zur Außenwelt.

Love Waiting On You

Eigentlich hat die Band das Lied für Kylie Minogue geschrieben, Billy Lunn hat es dann aber zu sehr geliebt, um es loszulassen. „Love Waiting On You“ ist der erste Song, in dem The Subways mit Synthesizer experimentiert haben. Es geht darum, wie sich das Vermissen von jemandem, den man liebt, so gut anfühlen kann. Sozusagen der freudige Schmerz.

Uncertain Joys

Uncertain Joys„, der Titelsong, ist nach dem Gedicht „To Strephon“ von Sarah Dixon benannt. Billy Lunn singt davon, wie er darüber nachdenkt, seine Liebe zu einer anderen Person loszulassen. Er möchte toxische Verhaltensmuster ablegen und ein neues, gesünderes Verhalten lernen.

Fight

Fight“ ist eine deutliche Anspielung auf die Black Lives Matter-Proteste und den Afro-Amerikaner George Floyd, der von einem Polizisten erstickt wurde. Lunn singt über Menschen, die in unserer Gesellschaft unterdrückt werden, und über die, die sie unterdrücken. „Sag jeden einzelnen Namen derer, die nicht atmen konnten“ – mit dieser Line endet der Song.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.

Autorin: Lina Paulsen