Album der Woche
The Beaches mit „Blame My Ex“
Zuerst aus dem Label geworfen, dann das Management gefeuert und am Ende noch den Agent verloren! Das alles ist der kanadischen Band The Beaches passiert. Trotzdem haben sie dieses Jahr – sechs Jahre nach ihrem Debüt – ihr neues Album „Blame My Ex“ veröffentlicht. Ohne das Label war die Produktion aus finanzieller Sicht nicht immer einfach, dafür hat die Band an kreativer Freiheit gewonnen.
Die Bassistin Jordan Miller, die Gitarristin Kylie Miller, die Keyboarderin Leandra Earl und die Schlagzeugerin Eliza Enman-McDaniel haben The Beaches im Jahr 2013 in Toronto gegründet. Daraufhin haben sie die beiden EPs „The Beaches“ (2013) und „Heights“ (2014) veröffentlicht und sind damit bei Island Records unter Vertrag genommen worden. Nach „Late Show“ aus dem Jahr 2017 ist „Blame My Ex“ das zweite Studioalbum der Band.
Trennung als Inspiration
Während der Arbeit an dem Album hat sich die Leadsängerin Jordan Miller von ihrem Freund getrennt, was die Songs stark beeinflusst hat. Einer der Songs, den sie über ihre Trennung geschrieben hat, ist „Blame Brett“. Darin singt sie über ihren Ex-Freund Brett Emmons, den Sänger der kanadischen Band The Glorious Sons. Sie entschuldigt sich in dem Lied bei allen Partnern, die sie in Zukunft haben wird, dafür, dass sie vielleicht noch nicht über ihren Ex hinweggekommen ist. Das Gefühl, das sie mit dem Lied ausdrückt, hat sie bei einem Date mit jemand anderem gefühlt. Sie hatte Angst, ihre vorherige Beziehung noch nicht verarbeitet zu haben.
Eins der persönlichsten Lieder der Band ist „What Doesn’t Kill You Makes You Paranoid“. Jordan Miller singt darüber, dass sie nicht mehr an Liebe glaubt und ihr altes Ich vermisst. In einem Interview erwähnt sie auch, dass sie sehr stolz auf die Produktion des Songs und des Musikvideos ist.
„Die Produktion fühlt sich viel reifer an als einige andere Werke von uns.“
– Jordan Miller über „What Doesn’t Kill You Makes You Paranoid“
„Sex And The City“-Meme
Jede*r braucht einen Partner, sonst endet man ganz allein und traurig – ist das so? Laut dem Song „Me & Me“ nicht. Der Song basiert auf einem „Sex And The City“-Meme, bei dem die Figur Carrie Bradshaw, wahrscheinlich nach einem schlechten Date, mit einem Glas Wein alleine draußen sitzt. Dieses Gefühl, dass man auch allein glücklich sein kann, soll der Song verkörpern.
„Was ich herausgefunden habe, war, dass man in der Lage sein muss, Zeit damit zu verbringen, sich wieder mit sich selbst vertraut zu machen. Für mich geht das am besten, indem man Dinge tut, die man mag.“
– Jordan Miller über „Me & Me“
Alle Bandmitglieder haben ihre eigene Art, Zeit mit sich selbst zu verbringen. Jordan Miller hört zum Beispiel am liebsten Podcasts und Leandra Earl fährt gerne Skateboard.
Doch nur weil man allein auch gut Zeit verbringen kann, heißt das nicht, dass man keinen Kontakt mehr zu den Ex-Freund*innen haben kann. Keyboarderin Leandra Earl ist beispielsweise immer noch gut mit ihrer Ex-Freundin befreundet. Sie findet, dass das Schicksal sie sogar wieder zusammenbringen könnte.
„Wir verstehen uns gut und ich denke, wir fühlen beide eine Anziehungskraft zwischen uns. Vielleicht ist es im Moment nicht richtig, aber wenn uns das Universum uns wieder zusammenbringt, soll es so sein.“
– Leandra Earl über ihre Ex-Freundin
Diese Schicksals-Beziehung wird auch im Song „Kismet“ thematisiert. Wegen ihrer Ex-Freundin hat Earl angefangen, an Schicksal zu glauben. Das Lied handelt von Begegnungen mit Leuten, die später eine wichtige Rolle im Leben spielen könnten.
Folgen der Pandemie
Die Band musste ganze Album selbst finanzieren, weil das Label während der Pandemie aus finanziellen Gründen abgesprungen ist. Dadurch war natürlich mehr Unsicherheit aber auch mehr künstlerische Freiheit für das Album gegeben. Auch von ihrem Management-Team und dem Agenten haben sich The Beaches getrennt, da es zu einigen Meinungsverschiedenheiten gekommen ist.
Bei den zehn Liedern auf dem Album hat die Band mit vielen Künstler*innen aus ihrer Heimat Toronto zusammengearbeitet und viele neue Sounds ausprobiert, was nach eigener Aussage zu einem experimentelleren Stil des Albums führt.
Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.
Autoren: Andreas Schmidt/Silas Urban