Das Albumcover "Handwriting" von TV Smith ist pink. In der Mitte ist eine schwarz gezeichnete Hand abgebildet, die eine Schreibfeder hält.

ALBUM DER WOCHE

TV Smith mit „Handwriting“

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Autoritäten, Regime oder Künstliche Intelligenz, ihre Augen sind überall. In der heutigen Welt kann jeder noch so kleine Schritt, den wir machen, zurückverfolgt werden. Das Einzige, was nicht kopiert und ausspioniert werden kann, ist unsere persönliche Handschrift. TV Smiths neues Album „Handwriting“ setzt dabei ein klares Zeichen. Persönlichkeit, Individualität und analoger Austausch sind die Pfeiler unserer Gesellschaft. Rebellion gegen die Kontrolle von oben und das Einstehen für die eigenen Persönlichkeit – auch TV Smiths neue Platte trägt eindeutig seine Handschrift, „Handwriting“.

Nach dem Album „Lockdown Holiday“ (2020), welches sich mit der sozialen Isolation durch die weltweite Corona-Pandemie befasst hat, ist vor kurzem TV Smiths neues Album „Handwriting“ – unser max neo Album der Woche – erschienen. Auch dieses befasst sich mit den sozialkritischen Themen unserer Zeit. Zeitgleich stellt es einen klaren Appell für mehr Menschlichkeit und reale Interaktionen sowie weniger Hass und digitalen Konsum dar.

Einmal Punker, immer Punker!

Einige nationale Schreibwettbewerbe konnte TV Smith aufgrund seiner starken Lyrik bereits in seiner Schulzeit gewinnen. Mit 18 Jahren gründete er die Band Sleaze. Das gleichnamige Album entstand in zwei Stunden, der Herstellungsprozess kostete 38,88 Pfund und es wurden 50 Stück gepresst. 1977 gelang TV Smith dann der Sprung in die britischen Charts mit der ein Jahr zuvor gegründeten Band The Adverts. Die Single „Gary Gilmore’s Eyes„, die auf einem echten Serienkiller basiert, war dabei ihr Durchbruch. Beeinflusst von Iggy Pop, The Velvet Underground, New York Dolls und den Sex Pistols revolutionierte er nicht nur den Punkrock, sondern prägt ihn bis heute.

Viel Tosen und Die Toten Hosen

Nicht nur seine TUTS (TV Smith United Tour Supporters) sind Fan von TV Smith, sondern auch die deutsche Band Die Toten Hosen. Eine innige Freundschaft verbindet TV Smith mit den Toten Hosen schon seit vielen Jahren. Campinos Jungs coverten „Gary Gilmore’s Eyes“ Anfang der 90er für ihr „Learning English Lesson One“- Album, waren die Begleitband von TV Smith auf dem Album „Useless“ und veröffenlichen seit 2018 Smiths Alben. Nun ist „Handwriting“ bereits das fünfte Album, welches über das Tote Hosen Label JKP (Jochens kleine Plattenfirma) veröffentlicht wird.

Ungewöhnliche Klänge, aber vertraute Botschaft

Auch wenn TV Smith sich seit den 1990er-Jahren auf seine Solokarriere fokussiert und dabei durch die ganze Welt tourt, allein mit seiner Gitarre und einem Sequenzer, schlägt er jetzt neue Töne an – zumindest musikalisch. Der Plan ist simpel gewesen. Denn auf dem Album „Handwriting“ sollten sämtliche Instrumente verwendet werden, mit denen man auf einer Rock-Platte nicht unbedingt rechnen würde. Das Ergebnis: Ein ungewöhnliches Klangbild aus Harmonium, Mandoline, Bouzouki, Banjo, Tenorgitarre und vielen mehr. Eine Konstante bleibt dennoch, die starke Lyrik von TV Smith. Die Schnelllebigkeit, der zunehmende Stress durch die Leistungsgesellschaft und die fehlende Auszeit aus diesem Hamsterrad thematisiert TV Smith in seinem Song „Who’s Got The Time„. In „Common Enemy“ kritisiert er politische und mediale Systeme, welche eher für Hass und Zwiespalt in der Gesellschaft sorgen – obwohl wir doch alle gleich sind – Menschen, Freunde und eben keine Feinde.

Das sind nur zwei der zwölf grandiosen Songs, die euch auf dem Album „Handwriting“ von TV Smith erwarten. Es ist eine Platte mit viel Tiefgang, welches musikalisch experimentiert und doch auf ganzer Linie fasziniert.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.

Autorin: Franziska Kraft