Das Albumcover "Paradise" von Purple Disco Machine zeigt das Meer, Palmen und eine untergehende Sonne. Das Bild ist violett eingefärbt.

Album der Woche

Purple Disco Machine mit „Paradise“

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Das Paradies ist lila und es läuft Disco-Musik. Zumindest wenn es nach dem Dresdner DJ Purple Disco Machine geht. Auf dem Cover seines neuen Albums leuchtet eine niedrigstehende Sonne violett über Ozean und Palmen. Doch nicht in ein Urlaubsparadies, sondern auf die Tanzflächen der Welt schickt uns das neue Purple Disco Machine-Album „Paradise“. Mit hochkarätigen sowie unbekannten Features ist die bunte Mischung vor allem eines: tanzbar.

Purple Disco Machine, der eigentlich Tino Piontek heißt, ist zwar mit Rock aufgewachsen. Aber als er als Jugendlicher elektronische Musik entdeckt hat, war es für ihn mit Rock vorbei. Erst mochte er Techno, dann hat er zum ersten Mal Daft Punk gehört. Von da an war seine Welt House und Disco.

Synthesizer und Italo Disco

Aus dem Disco der 80er zieht er auch heute viel Inspiration. Ein Genre hat es ihm besonders angetan: Italo Disco. Inbesondere der Produzent Bobby Orlando, der aus der Italo Disco-Szene nicht wegzudenken war, hatte großen Einfluss auf den Stil von Purple Disco Machine. Im Lied “Dirty Pleasures” aus dem neuen Album „Paradise“ nutzt der DJ sogar den gleichen Synthesizer wie sein Vorbild Bobby Orlando.

Experimentell wird es in dem fast neunminütigen Lied „Die Maschine„. Der Song ist bisher der einzige Purple Disco Machine-Song mit deutschem Text. Als Feature ist der Sänger und Schauspieler Friedrich Liechtenstein dabei. Mit der „Maschine“, um die es in dem Lied geht, ist nicht Purple Disco Machine gemeint, sondern moderne Technik. Zwischen ironisch, süffisant und kritisch fragt Liechtensteins gesprochener Text: Was passiert, wenn es eines Tages die Menschen nicht mehr gibt und die Maschinen die Welt übernehmen?

„Vielleicht brauchen wir auch eine Kirche für die Maschine
Sie weiß, wo sie herkommt, wenn wir nicht mehr sind
Weil wir sind immer
Und alles fällt im Hier und Jetzt in ein tiefes Sein
Die Maschine groß
Wir sind klein, nicht schlimm“

– Textauszug aus „Die Maschine“

Paradiesische Zusammenarbeit

Bei jedem Song hat der DJ sich andere Künstler*innen dazu geholt. Mal für die Vocals, mal für die Produktion und in einem Fall für das Gitarrenspiel. Oft sind das junge Künstler*innen. Die sind laut Piontek nicht so in ihren Mechanismen festgefahren wie etablierte, lange aktive Artists. Mit der Indiepop-Band Sophie & The Giants hat er schon oft zusammengearbeitet.

Der Titel-Track „Paradise“ ist durch einen verrückten Zufall entstanden: Einen Tag, nachdem Piontek entschied, das Album Paradise zu nennen, meldete sich die Sängerin Sophie Scott von Sophie & The Giants bei ihm. Sie erzählte ihm, dass sie in der vergangenen Nacht einen Song geschrieben hat. Der Name des Liedes: „Paradise„. Von da an war klar, dass sie das Lied gemeinsam fertig machen müssen.

Fanboy-Momente

Zwei der Features nehmen einen ganz besonderen Stellenwert ein. Mit „Heartbreaker“ featuring Chromeo wurde für Piontek ein Traum wahr. Denn noch vor zehn Jahren ist Piontek durch Europa gereist, um bei möglichst vielen Chromeo-Konzerten dabei sein zu können. Er bezeichnet sich selbst als „riesen Chromeo-Fanboy“. Mit den beiden in Los Angeles im Studio zu sitzen und gemeinsam Musik zu machen, war für ihn total surreal. Aber die Kommunikation war einfach. Immerhin teilt er seine größte Leidenschaft, Disco, mit dem Duo. Die Leidenschaft hört man auch: „Heartbreaker“ ist ein Song, der einfach Laune macht.

Der bekannteste Name, der sich in die lange Liste der Purple Disco Machine-Features einreiht, ist Nile Rodgers. Der Produzent und Gitarrist hat schon mit Größen wie Mick Jagger, Coldplay und Lady Gaga Musik gemacht. Für den Song „Honey Boy“ hat er Gitarrenspiel beigesteuert. Die Kollaboration lief komplett online. Zum ersten Mal die Dateien von Rodgers anzuhören, war für Piontek „wie Geburtstagsgeschenke zu öffnen“. Das Lied „Honey Boy“ ist ein funkiger 70s-Disco Song, der durch Rodgers Gitarrenriffs doppelt so viel Spaß macht.

Letztes Jahr hat Purple Disco Machine sogar einen Grammy für einen Remix des Songs „About Damn Time“ von Lizzo gewonnen. Doch das Album „Paradise“ beweist erneut, dass auch Pionteks Original-Songs es in sich haben.

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