Thomas Schmidt ist im Porträt zu sehen, wie er auf einer Bühne steht und einen Text vorträgt.

Interview

Thomas Schmidt – Dank Wette neues Hobby entdeckt

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Am kommenden Samstag steht das Finale der deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam, der SLAM! 2021, in der Nürnberger Meistersingerhalle an. max neo ist offizieller Medienpartner des SLAM! und überträgt das Einzel- und Teamfinale ab 16 Uhr live. Davor durften wir schon einige der teilnehmenden Slammer*innen kennenlernen. Wir haben unter anderem mit Thomas Schmidt, Lehrer und Poetry Slammer, gesprochen.

Wie eine Wette zum Poetry Slammen führte

Thomas, wie hat deine Slam-Karriere eigentlich gestartet?

Es war so, dass mein Nachbar und ich irgendwann beschlossen haben, uns zum Geburtstag nur noch Herausforderungen zu schenken. Ich habe ihm die Teilnahme an einem Halbmarathon geschenkt und fand mich schon ziemlich fies. Er hat sich allerdings mit einem Poetry Slam bei mir revanchiert, wo ich in einer kleinen Kellerbar in Schwabach auftreten sollte. Ich habe mir dann einige Poetry Slams angeschaut und gedacht: „Jetzt schreibst du mal irgendwas, bei dem dich die Leute nicht gleich von der Bühne buhen.“ Der Text war so ein typisches Deutschlehrer-Ding, dass die Leute nichts mehr lesen und keiner mehr Bücher hat. Ich hatte den Slam in Schwabach sogar gewonnen, was wohl daran lag, dass die Hälfte des Publikums mit mir verwandt war. Aber es hat großen Spaß gemacht.
Michael Jakob, der in der Region in Sachen Poetry Slam alles macht, war an dem Abend zufälligerweise auch da und hat mich danach angerufen, um zu fragen, ob ich nicht weitermachen will. So hat sich das dann ergeben.

Was beinhalten deine Poetry Slam-Texte außer dem Lehrersein noch?

Ich habe nur zwei Lehrer-Texte geschrieben, ansonsten geht’s querbeet. Meistens erzähle ich Geschichten, ich habe eher weniger Gedichte. Die gehen mal um Werbung, die mich aufregt, einen Politiker, der einen Satz sagt, der mich verstört. Also meistens ist es etwas, was mich in irgendeiner Art und Weise entweder zum Lachen bringt, mich aufregt oder triggert. Die Texte, die ich schreibe, sind tendenziell eher leichte Kost, also eher was zum Schmunzeln oder zum Lachen.

Auf Frankens großen Bühnen

Du bist ja auch schon bei einigen Fränkisichen Slam Meisterschaften mit dabei gewesen. Wie oft bist du bei den Frankenslams schon aufgetreten und wie hat es dir dort gefallen?

Es ist immer sehr unterschiedlich. Ich war sechs oder sieben Mal bei den Meisterschaften dabei. Drei Mal davon war ich im Finale. Einmal wurde ich Dritter, einmal Zweiter und einmal habe ich gewonnen.
Der 10. Frankenslam hat im Nürnberger Opernhaus stattgefunden und ich glaube, so einen großen Frankenslam wird es nie wieder geben. Die Karten waren innerhalb von wenigen Wochen ausverkauft. Ich habe dort gewonnen, aber denke, dass sich jeder, der an dem Abend aufgetreten ist, als Sieger gefühlt. Das war einfach so unfassbar geil mit 1.000 Zuschauern im Opernhaus, wo man dann seinen Text vorträgt und, wenn man Glück hat, im Finale sogar noch einen zweiten. Das war schon sehr schön.

Was gefällt dir beim Slammen am meisten?

Tatsächlich, dass jeder Abend anders ist. Weil das Slammen ja auch eine Kombination und Interaktion der Texte ist, die hintereinander kommen. Also man hat einen ernsten Text, dann kommt ein lustiger und dann entsteht irgendwie eine Dynamik, die man vorher überhaupt nicht überblicken kann. Dann der Kontakt und die Interaktion mit den anderen Slammern. Und natürlich irgendwie diese Spannung. Man ist, egal wie oft man aufgetreten ist, trotzdem immer ein bisschen nervös und versucht, mit dem Publikum irgendwie warm zu werden. Das klappt manchmal sehr gut und manchmal eben gar nicht.

Wie würdest du die Slammer*innen-Szene eigentlich so beschreiben? Läuft es dort harmonisch ab oder gibt es schon den ein oder anderen Konkurrenzkampf?

Die Szene schmückt sich immer mit dem Begriff „Slamily“ und dass wir wie so eine große Familie sind. Das ist glaube ich ein bisschen euphemistisch. Trotzdem ist es schon so, dass Konkurrenz nachgeordnet ist. Also wenn du auf fünf Slams warst und jedes Mal in der Vorrunde rausgefallen ist, willst du schon mal wieder gewinnen. Einfach, weil es fürs Ego schön ist.

Ich erlebe es immer häufiger momentan, dass es vor allem darum geht, aufzutreten und Spaß zu haben. Und das Ergebnis ist dann letztendlich sekundär. Hauptsache, es ist ein schöner Abend.

Dank Corona die Vorrunde übersprungen

Ab morgen finden die deutschsprachigen Meisterschaften in der Metropolregion Nürnberg statt. Du trittst dort im Einzel auf. Wie sehr freust du dich auf den Wettbewerb?

Ich freue mich sehr, dass ich dabei sein kann. Es sind meine vierten deutschen Meisterschaften und normalerweise ist es so, dass man sich dafür qualifizieren muss. Durch Corona gab es natürlich im letzten Jahr sehr wenige Slams, das heißt, dieses Jahr wurde es eigentlich bestimmt. Franken hätte ursprünglich gar keinen Startplatz gehabt, der Slam in Ansbach ist nachgerückt und ich wurde geschickt. Vorher bin ich immer bei allen Meisterschaften in der Vorrunde raus und jetzt bin ich, ohne dass ich was getan habe, schon im Halbfinale. Ich bin eigentlich schon sehr, sehr glücklich.

Thomas, was können wir dann von dir beim SLAM! 2021 erwarten?

Ich habe zunächst mal einen Text, den ich schon länger im Repertoire habe, der gut ist. Den würde ich da lesen. Was dabei rauskommt, weiß kein Mensch. Allerdings habe ich gesehen, wer da alles im Halbfinale bei mir mit auftritt. Also ich denke, ich werde mich mit dem Text nicht blamieren. Wenn ich ins Finale kommen sollte, wäre das schon eine Sensation, aber auch sehr überraschend.

Ich glaube, es geht den meisten so, dass man bei Meisterschaften einfach gerne mit dabei ist. Dann gibt es dort zehn bis 15 Leute, die sich wirklich ausrechnen können, ins Finale zu kommen und, wenn’s gut läuft, das Ding sogar zu rocken. Da ist die Anspannung größer. Bei den zehn bis fünfzehn Slamer*innen sehe ich mich nicht und deswegen bin ich eigentlich relativ relaxed.

Das Interview führte Elena Geigl.

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