Das Foto zeigt LionLion bei ihrem Auftritt 2018 auf dem Weinturm Open Air in Bad Windsheim. Die vier Jungs spielen gerade einen Song auf der Bühne.

Interview

LionLion – eine Band, viele Musikstile

/ / Foto: max neo

Stellt euch vor, ihr seid Sänger*in einer Band und verliert plötzlich eure Stimme. Es gibt wohl kaum ein ungünstigeres Szenario. Michael, dem Sänger der Nürnberger Alternative Indie-Rockband LionLion ist genau das passiert. Aufgegeben hat die Band um Sänger Michael und seinen Zwillingsbruder Matthias aber nicht. Ganz im Gegenteil! Wir haben mit zwei der Jungs auf der Preisverleihung vom „Stroboskop“ gesprochen. Das ist der Nachwuchspreis der Bayerischen Kulturpreisträger von den Lokalen Leidenschaften.

Wie ist denn das Gefühl, dass ihr mit dem „Stroboskop“ ausgezeichnet worden seid?

André: Ich find’s eine unglaubliche Wertschätzung. Es war jetzt eine schwere Zeit – also nicht nur für uns, sondern für viele in der Unterhaltungsbranche. Ich dachte auch erst: „Ist das jetzt so eine Art Mitleidspreis?“ Aber ne, so ist es nicht. Es ist einfach schön, dass man gesehen wird und dass die Mühe, die man sich trotzdem gemacht hat und nicht hingeworfen hat in der Zeit, dass man das wertschätzt. Also das fühlt sich dahingehend echt gut an!

Neues Album aktueller als gedacht

Was unterscheidet LionLion denn von anderen Künstler*innen, die den Preis auch hätten gewinnen können?

Michael: Also erstmal natürlich, dass wir ein Album rausgebracht haben. Dass wir trotzdem rausgebracht haben. Das war für uns schon auch schon so ein Schritt. Wir haben’s um ein Jahr verschoben und jetzt war diesen Sommer alles immer noch ziemlich shaky. Aber es hat einfach so gut gepasst mit dem Albumtitel „Perspective“. Ich glaube, dass wir uns selber mit unserer Zeit-Aktualität überrascht haben. Das ist vielleicht auch anderen aufgefallen. Aber ich glaube, den Preis könnten auch viele andere Bands bekommen. Es ist schön, dass wir den jetzt bekommen haben und wir freuen uns mega! Aber ich glaube, so ein Musiker-Bating würde ich hier jetzt nicht betreiben.

Was seht ihr denn als euren bisher größten Erfolg als Band?

Michael: Für mich persönlich ist es die Tatsache, dass wir zu viert in der Konstellation noch zusammen Musik machen. Uns gibt’s ja doch schon ein bisschen länger. Wir haben uns auch schon immer mal wieder während unserer Band-Zeit monatelang irgendwie aus den Augen verloren. Aber diese Leidenschaft zu dem, was wir machen, hält uns zusammen. Wir freuen uns jetzt einfach auf das, was noch kommt. Wir haben total Lust, das Kapitel weiter zu schreiben. Und es ist für mich das größte Wunder, dass LionLion noch existiert. Vor allem, dass es besser denn je gefühlt existiert.

LionLion – eine „Fernbeziehungsband“

Ihr sagt selber, dass ihr aus sehr verschiedenen Musikrichtungen kommt. Wie habt ihr denn überhaupt zusammengefunden?

Michael: Meinen Zwillingsbruder, den Matthi, den kenn ich zwangsläufig. Aber wir sind einfach so eine Fernbeziehungsband. David habe ich übers Studium kennengelernt und André kenne ich seit der Schule. Aber dann war ich studieren. Da haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren. Eigentlich eben das, dass wir mit 17 im Kern schon gemeinsam Musik gemacht haben. Dass das mit Mitte 30 irgendwie noch besteht. Dass man damals quasi aus Zufall – oder weiß nicht, ob das dann Zufall ist, – aber dass man da zusammengekommen ist. Das empfinde ich schon als Geschenk.

André: Ich würde sogar sagen, dass das überhaupt kein Hindernis war, dass wir so aus verschiedenen Richtungen kamen, sondern viel mehr dazu beiträgt, dass wir klingen, wie wir klingen. Also dass eben verschiedene Einflüsse da aufeinanderprallen und man sich auch reibt. Ich finde gerade diese Mischung auch sehr gut. Ist auch immer sehr schwer, wenn man gefragt wird: „Was macht ihr eigentlich für Musik?“ Das kann man sich nicht ausdenken. Das ist immer auch sehr schwer, selber dieses Genre zu bezeichnen. Also wüsste ich jetzt gar nicht.

Das Interview führte Rebecca Zweigle.

Weitere aktuelle Beiträge findet ihr hier.