CD der Woche
Volbeat mit „Servant Of The Mind“
Auf dem Papier ist Volbeat eine reine Metal-Band. Doch schon früh hatte die Band eine Mischung aus hammerharten Metal-Nummern und Rock’n’Roll für sich entdeckt. In den letzten Alben setzte sich der lockere Stil der Band etwas mehr durch, während der Metal eher zurückstehen musste. Das kam nicht bei allen gut an. Vor allem das letzte Album „Rewind, Replay, Rebound“ klang für viele eher „wie am Reißbrett entworfen“. Zu viele Balladen, zu wenig Härte.
Mit ihrem neuen Album „Servant Of The Mind“ kehren Volbeat zwar nicht als klassische Metal-Band zurück, klingen aber wieder viel härter. Auf ihrem achten Studioalbum – unserer CD der 50. Kalenderwoche – macht es vor allem die Mischung: Ein bisschen Metal hier, etwas Punk dort und eine Prise Country oben drauf. Auf „Servant Of The Mind“ ist aber ganz klar zu hören, dass die Jungs Elvis-Fans sind. In fast jedem Song steckt etwas Rock’n’Roll. Nicht umsonst wird Volbeats Musik auch gerne als „Elvis-Metal“ bezeichnet.
Kreativer Schub dank Corona
Zeit zum Schreiben und Musizieren hatten die Männer um Frontmann Michael Poulsen genug. Ihre Tour im Frühling 2020 musste pandemie-bedingt abgesagt werden. Laut Bassist Kaspar Boye Larsen stellte sich diese „unsichere Zeit“ für die Band als eine riesige Inspirationsquelle heraus. Alle 13 Songs, die sie in dieser Zeit komponiert und getextet haben, landeten am Ende auf dem Album.
Und auch der Release der Scheibe verzögerte sich wegen Corona. Eigentlich plante die Band, das Platte schon Ende 2020 veröffentlichen. Doch weil Volbeat nicht direkt auf Tour gehen konnte, wollten sie laut Poulsen warten, „bis sich die Welt wieder ein bisschen öffnet“.
Tribut an Lars Göran Petrov
Die Trash-Metal-Nummer „Becoming“ ist ein Tribut an den Sänger Lars Göran Petrov der schwedischen Metal-Bands Entombed und Entombed A.D. Petrov war im März verstorben; er war als Gastmusiker unter anderem auch bei Volbeat tätig. Laut Poulsen ist „Becoming“ an das Album „Clandestine“ von Entombed (Petrovs Lieblingsalbum) angelehnt.
„Shotgun Blues“ befasst sich mit Michael Poulsens letztem Umzug, der von geisterhaften Erlebnissen begleitet wurde. Dem Frontman scheinen dabei so einige verrückte Dinge passiert zu sein. Soundtechnisch ist „Shotgun Blues“ eine robuste, düstere Metal-Nummer.
Pop-Metal und eine Sommerromanze
„Dagen Før“ ist ein englisch-dänisches Duett mit Stine Bramsen, der Sängerin der Band Alphabet. Musikalisch geht das Lied eher in Richtung Pop-Metal. Der Song entstand schon bei Sessions aus der Produktion des Vorgängeralbums. Fertiggestellt wurde „Dagen Før“ dann während des Lockdowns, über den ganzen Globus verteilt: Michael, Kaspar und Jon nahmen ihre Parts in Dänemark auf, während Rob von New York aus arbeiten musste.
„Wait A Minute My Girl“ erschien gleichzeitig mit „Dagen Før“ und sollte pünktlich zum Release im Juni für gute Sommerstimmung sorgen. In dem temporeichen Song geht es um eine Sommerromanze. „Wait A Minute My Girl“ klingt musikalisch ein bisschen nach einer Mischung aus 60er-Jahre Rock’n’Roll und Punk.
Zwei Bonus-Cover auf „Servant Of The Mind“
„Domino“ ist eines der beiden Cover, die auf der Bonus-CD enthalten sind. Der Track ist im Original von Roy Orbison. Volbeat verleihen dem inzwischen 60 Jahre alten Song neuen Glanz. Auch Volbeats Version von „Domino“ liegt irgendwo zwischen Rock’n’Roll, Country und Punkrock.
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Autor: Philipp Nazareth