Klassiker der Woche
Ozzy Osbourne mit „Down to Earth“
Was haben der naive Balu aus dem Dschungelbuch und Ozzy Osbourne gemeinsam? Sie wissen, dass Ruhe und Gemütlichkeit nicht schaden. Im Gegenteil: Kreativität kann sich erst durch Müßiggang entfalten. Und wie erfolgreich diese Strategie sein kann, stellte die Heavy-Metal-Legende 2001 unter Beweis. Nach sechs langen Jahren Pause folgte auf „Ozzmosis“ sein achtes Studioalbum „Down to Earth“.
Osbourne selbst habe sich nicht mehr in der Position gesehen, „diesen furchtbaren Album-Tour-Album-Tour-Rhythmus einhalten zu müssen“, und ließ sich weder vom Plattenlabel noch von seiner Frau drängen. Diese kreative Pause schadete seiner Musik keinesfalls: Obwohl es nicht ganz an den Erfolg der Vorgängeralben herankam, erreichte das Album in den USA immerhin Platinstatus und wird auch heute – 20 Jahre später – immer noch gerne gespielt. Ein verdienter max neo Klassiker der ersten Kalenderwoche 2022.
Von Fledermäusen und Rockidolen
Der 1948 geborene Brite Ozzy Osbourne, dessen bürgerlicher Name ganz konventionell John Michael lautet, wächst in einfachen Verhältnissen auf. Sein Versuch, seine Familie durch Diebstähle zu unterstützen, endet mit einem kurzen Gefängnisaufenthalt, im Zuge dessen er sich sein späteres Markenzeichen „Ozzy“ selbst auf die Finger tätowiert.
Anschließend schafft er sich Mikrofon und Verstärker an und gründet mit Freunden eine Band, die sie schließlich 1969 „Black Sabbath“ taufen. Ihr erstes gleichnamiges Debütalbum „Black Sabbath“ wird in nur zwölf Stunden aufgenommen, 1970 veröffentlicht und schafft es in die Top Ten der britischen Albumcharts.
Black Sabbath beeinflusste den Hard Rock der frühen 70er Jahre maßgeblich und wird als Mitbegründer des Heavy Metal gefeiert. Der Leadsänger Osbourne wird in der Öffentlichkeit widersprüchlich wahrgenommen: Als genialer Musiker oder Anhänger okkulter Rituale. Letzteres gipfelt 1982 in einem Konzert, bei dem er einer lebendigen Fledermaus den Kopf abbeißt – ein Versehen, wie er später zu relativieren versucht.
Seine Drogenprobleme führen schließlich Ende der 1970er Jahre zur Trennung der Band von Osbourne. Erst 2011 kommt es zum gemeinsamen Comeback.
Der „Dreamer“ dankt seinen Fans
Mit „Down to Earth“ zeigt Osbourne 2001, wie wichtig ihm die Beziehung zu seinem Publikum ist. Auf seinem langersehnten Album begeistert er mit düsterem, aber bodenständigen Heavy Metal, mit dem seine Fans und er gemeinsam Spaß haben können. Enthalten sind Songs wie „Facing Hell“, „Junkie“ und „Black Illusion„, bei denen nicht nur die Titel deprimierend klingen und die klar an den Black-Sabbath-Stil erinnern.
Ebenfalls typisch Osbourne und typisch bizarr: Das Albumcover zeigt ein verfremdetes Röntgenbild von ihm. Dass es aber genau deswegen wichtig ist, zwischen seinem Charakter und seiner Bühnenpersönlichkeit zu unterscheiden, stellt Osbourne in „Gets Me Through“ klar. In diesem Song dankt er ebenfalls seinen Fans. „Dreamer“ ist Osbournes Lieblingslied des Albums, das im deutschsprachigen Raum bereits auf Platz zwei gelandet ist. Und wer sich auf Osbournes Welt einlässt, erfährt von ihm in „No Easy Way Out“ auch, wie es ist, im Traum gefangen zu sein.
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Autorin: Carlotta Smok