ALBUM DER WOCHE
AVEC mit „I FEEL ALONE THESE DAYS“
Die EP „I Feel Alone These Days“ der österreichischen Sängerin AVEC wird ihrem Titel gerecht und beinhaltet in sechs Songs viele unterschiedliche Emotionen: Einsamkeit, Trauer, Wut und Enttäuschung. Trotzdem könnt ihr das Album hören, ohne dass durchgängig eine negative Stimmung aufkommt.
Miriam Hufnagl ist 28 Jahre alt und kommt aus Oberösterreich. Bereits mit zwölf Jahren hat sie angefangen, Musik zu machen. Seitdem geht es stetig aufwärts. Im Jahr 2019 gewann sie den Amadeus Austrian Music Award, den größten Musikpreis in Österreich, in der Kategorie Alternative. Im letzten Jahr hat sie dann im Vorprogramm von James Blunt gespielt.
Jetzt hat sie ihre neue EP „I Feel Alone These Days“ veröffentlicht und ihre Fans mit sechs brandneuen Songs versorgt. In diesem Album geht es sehr viel um den persönlichen Halt im Leben.
Corona-Pandemie
Das ganze Album ist während der weltweiten Corona-Pandemie entstanden. Das hört man vor allem beim Titelsong „I Feel Alone These Days„, bei dem der Text eher gesprochen als gesungen ist. Zusammen mit dem Instrumental wird so das Gefühl der Einsamkeit verdeutlicht. Das hat AVEC zuhause mit Bass und Klavier ganz alleine produziert und dabei auch direkt die allererste Aufnahme genommen.
AVEC war während der Pandemie zwar nicht alleine zu Hause, aber sie war dennoch sehr einsam. Dabei hat die Musikerin immer wieder gegen ihre inneren Dämonen gekämpft. Darüber singt sie im Song „Ghosts„:
There are ghosts
– Textauszug aus „Ghosts“
living in the corners of my head
building up these wall in my defence
but I’m not part of that
Klimawandel
Neben der Corona-Pandemie sind die Folgen des Klimawandels ein Thema des Albums. Für AVEC ist der Klimaschutz eine wichtige Aufgabe, aber sie gibt auch zu, dass das im Band-Alltag nicht immer so einfach ist. Denn sie fahren natürlich mit dem Bus zu ihren Auftritten und müssen manchmal auch das Flugzeug nehmen. Immerhin beim Catering setzen sie ausschließlich auf veganes Essen.
AVEC singt im Song „Look Around“ davon, dass die Welt wortwörtlich in Flammen steht und wir als Gesellschaft endlich etwas dagegen unternehmen müssen. Es geht auch darum, dass das nicht nur ihr Problem ist, sondern, dass der Klimawandel jede‘ und jede*n von uns betrifft. Deshalb bringt es auch nichts, wegzuhören und das Problem zu ignorieren:
look around
– Textauszug aus „Look Around“
what the fuck have we done
we put our heads under water
to hear nothing but our own heart beating
make it stop
hands down
Umgang mit sich selbst
AVEC singt aber auch viel über ihre eigene Wahrnehmung und ihre Erfahrungen. Natürlich ist die Musik eine Form der Therapie für sie, aber sie sagt auch, dass die Musik alleine nicht ausreicht. Deshalb macht die Musikerin seit mehr als zehn Jahren eine richtige Therapie. Dadurch hat sie gelernt, weniger durch die Blume zu sprechen und das macht sie ebenfalls in ihren Songs. Zum Beispiel in „Nothing To Me„:
And I was always too scared to say something.
– Textauszug aus „Nothing To Me“
Always too afraid to tell you it’s not love.
That leaves you blinded.
Gegensätze
AVEC liebt Gegensätze und deshalb klingen einige Songs auf dem Album „I Feel Alone These Days“ durchaus sehr fröhlich, obwohl sie eher ernste Themen beinhalten. Dieser Widerspruch führt aber angenehmerweise dazu, dass nicht automatisch eine melancholische Stimmung beim Anhören aufkommt. Es ist stimmungstechnisch eher eine ausgewogene Mischung und so kann der ein oder andere Refrain mitgesungen werden.
Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.
Autor: Moritz Bayer