Interview
Club Stereo-Inhaber David Lodhi über die Clubschließungen
Endlich wieder in den Club zum Feiern gehen und nach dem nächtlichen Döner in den letzten Nightliner steigen. Darauf hatten sich wahrscheinlich so einige junge Leute in Bayern Anfang Oktober gefreut, als die Bayerische Landesregierung angekündigt hatte, die Clubs wieder aufzumachen. Aber lange hatten die Clubs, Bars und Diskotheken nicht offen bleiben dürfen. Seit dem 24. November musste das Nachtleben in Bayern wieder komplett runtergefahren werden. Wie aber geht es den Betreiber*innen von den Clubs damit? Wir haben darüber mit dem Inhaber vom Nürnberger Club Stereo, David Lodhi, im Interview gesprochen.
Niedergeschlagen und sauer
David, wie fühlt es sich für euch an, den Club nach so einer kurzen Zeit wieder schließen zu müssen?
„Wir sind alle total niedergeschlagen und sauer. Sauer sind wir zum einen auf die Menschen, die sich hätten impfen lassen können, es aber nicht gemacht haben. Zum anderen sind wir auch sauer auf die Politik, weil sie einen monatelangen Wahlkampf geführt hat, ohne zu beachten, wovor die Virolog*innen schon im Sommer gewarnt haben. Und was jetzt genauso eingetreten ist, wie sie es gesagt haben. Clubs, Diskotheken und die ganze Nacht-Ökonomie sind jetzt eben zu einem der Opfer geworden.“
Das stimmt. Um jetzt mal noch kurz zurückzublicken: Wie hatte es bei euch eigentlich den Oktober und fast den ganzen November über mit den Veranstaltungen so geklappt? Da hatte es auch schon so einige Vorschriften gegeben…
„Also bei uns war vom ersten Tag an, an dem wir wieder aufmachen durften, klar, dass wir 2G einführen. Auch wenn zu der Zeit noch 3G erlaubt gewesen wäre. Wir wollten damit vor allem auch unser Personal, die bei uns auftretenden Künstler*innen und unsere Gäst*innen bestmöglich schützen. Wir hatten Systeme in Sachen Einlasskontrollen, die bei uns ganz gut funktioniert hatten. Klar, es hat auch nicht immer super geklappt. Zum Beispiel hatten wir einmal ein Konzert gebucht, bei dem die Vorband nur mit Schnelltest gekommen ist. Auch wenn’s wehgetan hat, haben wir die Band dann heimgeschickt. Sie hätten damit sowohl die Besucher*innen als auch die Hauptband anstecken können und das wollten wir nicht riskieren. Aber generell war eine Veranstaltung nach der anderen immer großartiger. Auch weil sich jeder Abend wie der letzte angefühlt hat.“
In den Club gehen ist auch Kultur!
In den Club zu gehen, gehört auch zur Kultur. In Kultureinrichtungen, wie zum Beispiel Theatern oder Kinos, ist nach den neuen Corona-Auflagen eine 25-prozentige Belegung noch erlaubt. Clubs, Diskotheken und Bars mussten ganz schließen…
„Eine 25-prozentige Auslastung ist für jede*n Kulturveranstalter*in eine Katastrophe. Weil das ist einfach kein wirtschaftliches Arbeiten. Auch die stark subventionierten Einrichtungen kommen da an ihre Grenzen. Die Regelung versteht auch kein Mensch aus dem Bereich Kultur, mit dem ich gesprochen habe. Die ist nämlich vollkommen sinnbefreit.“
Im Voraus planen ist nicht möglich
Vorerst gilt die Regelung bis einschließlich 15. Dezember. Aber ob sie verlängert wird, weiß bisher noch keine*r. David, lohnt es sich für euch dann überhaupt, schon wieder Pläne für danach zu machen?
„Also geschäftlich betrachtet halte ich mich an dieses Datum. Aber meine persönliche Einschätzung ist, dass das noch lange weitergehen wird. Im Prinzip ist es genau das, was wir in der Pandemie gelernt haben. Der professionelle Beruf eines Kulturschaffenden ist es, sein Programm mindestens ein Dreivierteljahr im Voraus zu planen. Und das ist schon im letzten Lockdown ausgehebelt worden. Alle Entscheidungen wurden immer sehr kurzfristig getroffen. Schön zu sehen, war es nur, dass die Kulturbranche da an einem Strang gezogen hat. Wir mussten trotzdem erst mal alle Konzerte für Dezember im Club Stereo, aber auch ein paar Auswärtskonzerte im Z-Bau, absagen.“
Du hast am Anfang gemeint, die Politik ist auch schuld an eurer jetzigen Situation. Was hätte die Politik vielleicht von Vornherein anders machen können, um den Clubbetrieb nicht nach so einer kurzen Zeit wieder zu verbieten?
„Die Luca-App zum Beispiel hätte in allen Bereichen eingesetzt werden müssen, nicht nur bei uns in den Clubs. In öffentlichen Verkehrsmitteln oder an anderen Orten wird die Luca-App einfach nicht eingesetzt. Und hätte man von Vorneherein 2G oder 2G Plus eingeführt, hätte man die Chance gehabt, kulturelles Leben aufrechtzuerhalten. Aber stattdessen wurden Teststationen runtergefahren oder Impfzentren geschlossen.“
Danke für das Interview, David!
Das Interview führte Elena Geigl.
Weitere aktuelle Beiträge findet ihr hier.