Album der Woche
Das Rolling Stones-Tribut-Album „Stoned Cold Country“
Als sich die Rolling Stones gegründet hatten, waren die Menschen noch nicht auf dem Mond gelandet. Es gab noch nicht mal den Kassettenrekorder. Letztes Jahr haben sie ihr 60-jähriges Jubiläum gefeiert und nun erscheint ein Tribut-Album namens „Stoned Cold Country – A 60th Anniversary Tribute Album To The Rolling Stones“. Und das gute Stück ist unser Album der 14. Kalenderwoche. Darauf findet ihr 14 Hits der Rolling Stones, neu interpretiert von verschiedenen Künstler*innen. Die sind alle aus der Country-Szene bekannt und dementsprechend sind auch die Songs neu vertont.
Der Chart-Hammer und die Schmuse-Schraube
Gleich im Opener begrüßt euch der Evergreen „(I Can’t Get No) Satisfaction„. Passend, immerhin war der Song 1965 auch der erste Nummer-Eins-Hit der Rolling Stones. Hier wird er von Ashley McBryde gesungen. Die Sängerin und Songwriterin aus Arkansas ist zwar einige Semester jünger als der Song selbst, aber sie weiß trotzdem, wie man ihn rockt.
Steve Earle ist ebenfalls mit von der Partie. Er scheint ja sowieso ein Faible für Tribut-Alben zu haben. Er hat zum Beispiel schon bei denen für Billy Joe Shaver oder Neal Casal mitgewirkt. Auf „Stoned Cold County“ hat er sich den Song „Angie“ geschnappt. In seiner Version wird das Piano sogar noch mehr in den Vordergrund gestellt – zumindest am Anfang. Dann setzen die Country-typischen Gitarren ein und geben der Ballade einen ganz eigenen Anstrich.
Schwarzmalerei und groovige Gier
Auch mit an Bord ist die Zac Brown Band. Die Gruppe aus Georgia gibt es bereits seit gut 20 Jahren. Der Kopf der Band, Zac Brown, stammt aus einer Großfamilie von Musiker*innen. Schon seit frühester Kindheit spielt er Gitarre. Die Alben, die er mit seiner Band aufgenommen hat, sind in den US-Country-Album-Charts tatsächlich fast alle auf Platz eins gelandet. Auf „Stoned Cold Country“ präsentiert er eine neue Version des Klassikers „Paint It Black„. Die präsentiert sich etwas ruhiger als das Original, klingt aber trotzdem schön dreckig.
Ein Rolling Stones-Song, der sowieso schon Country-Einflüsse hat, ist „You Can’t Always Get What You Want„. In der Neuinterpretation von Lainey Wilson klingt das Lied aber nochmal ganz anders. Die Orgel ist noch weiter hochgedreht und das ganze Ding groovt noch etwas gechillter. Die kräftige Stimme von Lainey Wilson trägt dazu natürlich den Großteil bei.
Wilde Pferde, große Gefühle und ein Licht am Ende
Ein weiterer Rolling Stones-Klassiker, der sich sowieso dem Country zuordnen lässt, ist „Wild Horses„. Scheint also ein einfacher Pick für das Album zu sein. Trotzdem schafft es die Band Little Big Town, dem Song einen eigenen Stempel zu geben. Das liegt vor allem natürlich an der sanften Stimme von Frontfrau Karen Fairchild. Das bringt einen schönen Kontrast zur leicht kratzigen Stimme aus dem Original.
Jimmie Allen ist erst seit 2018 im Musik-Business. Aber er hat einen tollen Genre-Mix für sich entdeckt: Country und R’n’B. Und das hören wir auch bei seinem Beitrag zu „Stoned Cold Country“ deutlich raus. Er vertont das Stück „Miss You“ neu. Das hält sich größtenteils ans Original. Durch Jimmie Allens markante Stimme schwingt aber eine großartige Blues-Note mit. Dadurch wird es eines der auffälligsten Lieder in der Tracklist.
Das Album endet mit dem Song „Shine A Light„, hier vorgetragen von Koe Wetzel. Der Texaner ist zwar überwiegend im Country-Genre zuhause, aber er hat in seiner Karriere schon öfter andere Musikrichtungen erkundet. Auf seinen letzten Alben macht er zum Beispiel Ausflüge in die Welt des Grunge und Hard Rock. Trotzdem hat er auf „Stoned Cold Country“ mit „Shine A Light“ eine ruhigere Nummer gewählt. Und das funktioniert auch super. Seine Interpretation ist sogar noch einen Ticken sanfter als das Original. Insgesamt eine entspannte Ballade zum Ausklinken aus „Stoned Cold Country“.
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Autor: Rainer Siegling