CD der Woche
Die Ärzte mit ,,Hell“
Das Album „Hell“ der Punkrockband Die Ärzte ist unsere CD der Woche in der 45. Kalenderwoche!
Sie sind wieder da. Tatsächlich ist es schon ganze achteinhalb Jahre her seit dem letzten Album. Aber warum auch hetzen, denn „die Erde wird sich trotzdem weiterdrehen“ (Liedzeile aus ,,Achtung Bielefeld“). Und wenn man mal ehrlich ist: Hat sich, seit die drei Jungs in Westberlin noch Soilent Grün hießen und auf dem Cover ihrer Single ein Foto des schlafenden „Papi“ von Jörg Buttgereit hatten, irgendwas geändert?
Höllisch gut
,,Hell“ ist das 13. Album und soll mit seinem Sound während der Pandemie die eigenen vier Wänden mal so richtig aufmischen. Die Ärzte tun schon immer, was sie wollen, und sie dürfen alles. Wer die Ärzte hören und vor allem verstehen möchte, sollte einfach wissen, was „Attitüde“ heißt. Einen ersten Vorgeschmack auf „Hell“ gab es mit der Single „Morgens Pauken“, eine tolle Ode an den Punk in klassischer Ärzte-Manier.
Das Album versucht einem immer wieder die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Was dann den Break und das Innehalten noch stärker auffallen lassen. So wie im krassen Story-Twist bei „Ich, Am Strand“. Und was die Ärzte definitiv immer noch besser können als die meisten anderen Bands des Landes: mehr oder weniger offensichtliche Lieblings-Hits, die das Trommelfell nicht loslassen wollen, die Füße zucken lassen und einen beim Vor-sich-hin-Summen erwischen lassen. Denn, sind wir mal ehrlich, es gibt für jeden mindestens einen Song, den man mitgrölen kann. „True Romance“ ist einer dieser Ohrwurmverdächtigen Songs – genauso wie „Achtung: Bielefeld“ oder das klanggewaltige „Polyester“. Aber auch die sehr lustige Oi!-Hommage „Alle auf Brille“ bleibt wie Ohrenschmalz im Gehörgang. Wo es letztendlich hingehört.
Ohne Politik keine Ärzte
Die Ärzte wären nicht Die Ärzte, wenn sie sich nicht politisch eindeutig positionieren: Mit abgehackten, harten Gitarren entlarven sie in „Fexxo Cigol“ gepflegt die verqueren Gedankengänge der Aluhutträger. Zum Abschluss werden sie sogar noch Bitterböse: Im Song „Woodburger“ nehmen sie – wie der Klanglaut des Titels schon verrät – Wutbürger sowie Populisten, Nazis und explizit die AfD aufs Korn. Der temporeiche Song in Wort und Ton ist nix für zartbesaitete Seelen.
Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzalez gaben jüngst in einem Interview zu, dass sie sich ja fast getrennt hätten. Die Luft war raus. Dann entstand die Idee zu diesem 13. Album namens „Hell“. Und mit Erfolg: Das Album landete auf Anhieb auf Platz 1 der deutschen Charts.
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Autorin: Tamara Hofmeister