Tiefseebergbau
Die Tiefsee ist keine Schatzkammer
Dunkel, unheimlich, still, bedeutungslos. So schaut für viele die Tiefsee aus. Aber das stimmt so nicht ganz. Sie birgt auch wertvolle Schätze wie Metalle und seltene Erden. Damit man diese fördern kann, muss man dort unten, mit Tiefseerobotern, alles umgraben. Das Ganze nennt sich Tiefseebergbau, findet aktuell aber noch nicht kommerziell statt.
Ein Tiefseeroboter der Firma „Global Sea Mineral Resources“ (GSR) wurde vor ein paar Monaten mitten im Pazifik getestet. Das Team von Greenpeace ist live vor Ort gewesen, um unparteiisch von diesem Event zu berichten und auch um gegen Tiefseebergbau zu protestieren. Greenpeace-Aktivistin und Meeresbiologin Sandra Schöttner möchte diese Natur und Artenvielfalt schützen.
„Dort unten explodiert das Leben, es ist der größte Lebensraum der Erde und es ist in vielen Fällen eine große Artenvielfalt vorhanden. Das kann man sich schlecht vorstellen, das kann man nur vergleichen mit dem Regenwald […] oder eben mit ganz besonderen Ökosystemen, wo viele Pflanzen und Tiere drin vorkommen.“
Sandra Schöttner
Probleme des Tiefseebergbaus
Genau diese Flora und Fauna wird durch die tonnenschweren Maschinen und das Umgraben zerstört. Beispielsweise wird die Artenvielfalt durch die Zerstörung des Lebensraums stark beeinträchtigt. Auch Lärm und Licht sind dort unten im Wasser besonders schädlich.
„Ein weiteres, ganz großes Problem ist auch, dass durch diesen Abbau Sedimentwolken entstehen. In der Tiefsee lagern sehr viele Sedimente, die auch CO2 aus der Atmosphäre enthalten. Wenn diese Sedimente wieder freigesetzt werden, gelangt dadurch das CO2 wieder in die Atmosphäre, was den Klimawandel verstärken würde. Zusätzlich lassen diese Sedimentwolken dort unten im Wasser viele Tiere und teilweise auch kleinstes Plankton – also das sind kleine Pflanzen – absterben.“
Sandra Schöttner
Das sind nur einige Probleme des Tiefseebergbaus, aber es gibt noch viele weitere. Man kann aber noch gar nicht alle Auswirkungen abschätzen, da die Tiefsee noch zu unerforscht ist. Zum Vergleich: Selbst über die Marsoberfläche ist mehr bekannt.
Expedition erfolgreich!
Greenpeace wollte mit dieser Expedition vor allem Sichtbarkeit für dieses Thema schaffen. Sie haben viel beobachtet und auch mit Bannern friedlich protestiert. Greenpeace hat damit eindrucksvolle Bilder geschaffen. Einer ihrer besten Momente war, als der Roboter in 4500 Meter Tiefe für ein paar Tage verloren gegangen ist.
„Daran waren wir nicht beteiligt, das war auch gar nicht unser Ziel. Aber was es gezeigt hat, war, dass Tiefseebergbau nicht nur Umweltrisiken beinhaltet, sondern eben auch so schwer zu steuern ist, mit solchen Geräten, in so einer großen dunklen Tiefe, dass es da noch viel zu tun gibt, um das überhaupt zu einer sicheren Sache zu machen. Und als dieser Roboter verloren gegangen ist, waren wir die ersten, die das aufgedeckt haben, weil die Firma an sich hätte das am liebsten unter den Teppich gekehrt und wollte das verheimlichen. Damit niemand erfährt, dass es nicht so gut geklappt hat, wie sie sich das vorgestellt haben.“
Sandra Schöttner
Greenpeace möchte Regierungen und Firmen vor den Umweltschäden warnen, aber nicht nur das: Sie möchten auch kleine Inselstaaten im Pazifik davor warnen, ihre Lizenzen für bestimmte Gebiete im Meer zu verkaufen. Den versprochenen finanziellen Aufschwung wird es wahrscheinlich nicht geben. Auch die Bundesregierung hat solche Lizenzen gekauft und zeigt damit ein starkes Interesse an Tiefseebergbau. Für Greenpeace ein absolutes No-Go.
Was tun gegen Tiefseebergbau?
„Tiefseebergbau ist ein Thema, genauso wie die Fischerei auf der Hohen See und andere Themen, das heißt wir kämpfen momentan doppelt. Wir kämpfen in unserer Kampagne für den Hochseeschutz, für ein UN-Abkommen und Meeresschutzgebiete auf der Hohen See, in denen Eingriffe wie Tiefseebergbau nicht mehr möglich sind. Auf anderer Ebene kämpfen wir ganz konkret bei der internationalen Meeresbodenbehörde und in der deutschen und weltweiten Politik für einen Stopp des Tiefseebergbaus.“
Sandra Schöttner
Da stellt sich die Frage, was wir, als Verbraucher*innen, dagegen machen können. Zum einen gibt es Petitionen, die man unterschreiben kann. Andererseits müssen wir aber auch unser Konsumverhalten ändern. Vor allem in technischen Geräten, wie unserem Handy, sind Metalle und seltene Erden vorhanden. Brauchen wir wirklich jedes Jahr ein neues Smartphone?
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Autorin: Luna Neuwerth