Nürnbergs Kulturszene während der Pandemie
Die Villa Leon berichtet
Während der Corona-Krise ging es leider nicht jedem Unternehmen finanziell gut. Während die Wirtschaft mit entsprechenden Hilfsfonds von der Politik unterstützt wurde, sind Branchen wie die Kulturszene lange außer Acht gelassen worden. Doch wie ist es den Nürnberger Kulturzentren die Corona-Zeit über ergangen? Darüber haben wir mit Manfred Beck, Pressesprecher der Villa Leon, gesprochen.
Trotz Lockdown keine Langeweile
Herr Beck, was ist die Villa Leon genau und wie ist es Ihrer Einrichtung während der Pandemie ergangen?
Wir sind ein städtischer Kulturladen, einer von elf Stück im Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg. Das heißt, wir waren nicht von irgendwelchen finanziellen Ängsten geplagt. Wir sind auch städtische Angestellte und wurden damit auch weiter bezahlt. Bei uns war es traurig, dass wir das Haus nicht bespielen konnten. Also dass alle Gruppen, Kurse und Menschen, die bei uns Kultur und Kunst anbieten, in der Zeit, in der es wirklich ganz dicht war, nicht kommen konnten.
Damit meinen Sie sicherlich den Lockdown. Was konnten Sie denn in dieser Zeit in Ihrer Einrichtung umsetzen?
Während des „harten“ Lockdowns konnten wir quasi gar nichts machen. Uns war es aber auch nicht langweilig, weil ein Kulturbetrieb ist ja ein laufender Betrieb. Der kann also nicht von heute auf morgen wieder starten. Das heißt, Sachen wurden abgesagt, verschoben, dann hat man wieder neu angefangen, für eine absehbare Zeit zu planen. Auf der anderen Seite war das für uns auch ein bisschen eine Durchschnaufpause. Wir konnten uns mal auf andere Sachen konzentrieren, die sonst immer liegen geblieben sind.
Von Politik alleine gelassen gefühlt
Bis finanzielle Unterstützung für private Kultureinrichtungen vom Bund gekommen ist, hat es ja etwas gedauert. Wie haben Sie sich als Kulturschaffender von der Politik behandelt gefühlt?
Naja, im Vergleich zu anderen Bundesländern hat die Kultur, vor allem die Soziokultur, in Bayern einen ganz schlechten Stellenwert. Das hat sich dann auch gezeigt, man ist schon ziemlich alleine gelassen worden. Auch die Kategorisierung mit Bordellen war etwas seltsam. Wir sehen uns ja nicht als Vergnügungsstätte, sondern als Bildungs- und Kultureinrichtung. Das nächste war die Umsetzung der Maßnahmen. Bis Beschlüsse vom Bund auf das Land, in die Kommune, auf die Ämter und dann zu uns durchgedrungen sind – so schnell konnten wir gar nicht wirklich reagieren.
Sie haben gesagt, dass Sie finanziell recht gut durch die Pandemie gekommen sind. Es lief bis vor kurzem wieder das Förderprogramm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung. Haben Sie das dann überhaupt in Anspruch genommen?
Bei uns läuft das alles zentral, uns als Kulturladen sind da auch die Hände gebunden. Wir bieten jetzt wieder Konzerte an, wir werden das Programm vielleicht nutzen, um dort die Gagen wieder normal zahlen zu können. Aber ich denke, das wird sich erledigt haben, weil wir den Saal wieder voll machen können. Das Förderprogramm richtet sich – und das ist auch gut so – eher an freie Trägereinrichtungen. Also von daher hat sich das für uns als städtische Einrichtung erledigt.
Das Interview führte Elena Geigl.
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