Neues aus den Nürnberger Museen
Nürnberger Museen mit neuem Programm und Platzproblemen
Nur verstaubter alter Kram und viel Langeweile – ins Museum will doch niemand. Wenn ihr so denkt, dann kennt ihr noch nicht das neue Programm der Nürnberger Museen. Das wurde auf der Jahrespressekonferenz der Museen vorgestellt. Neben einem freudigen Blick in die Zukunft stellten sich die Museen auch die Frage: Wohin mit den gesammelten Objekten, die gerade nicht ausgestellt werden?
In Nürnberger Museen kommt nicht nur Albrecht Dürer. Das Haus des Spiels zeigt beispielsweise Fotografien von Cosplayer*innen. In den Ausstellungstexten kommt die Community selbst zu Wort. Bald haben Besucher*innen die Möglichkeit, die faszinierenden Kostüme sogar live zu sehen. Christin Lumme, Leiterin vom Haus des Spiels, klärt uns begeistert über die Pläne auf: So soll im Juni oder August die Noris-Liga im Haus stattfinden. Die Veranstaltung ist ein Fan-Event zur Pokémon-Community.
Nürnberger*innen werden zu Dürerforschenden
Seid ihr eher an Kunstgeschichte interessiert, dann empfehlen wir euch die neue Ausstellung im Albrecht-Dürer-Haus. Letztes Jahr wurde ein altes Gemälde im Wiener Stephansdom gefunden. Die Vermutung liegt nahe, es könnte vom Nürnberger Maler Albrecht Dürer stammen. Dabei waren Expert*innen bisher überzeugt: Dürer hätte Wien nie besucht. Argumente für und gegen Dürer als Urheber des gefundenen Bildes stellt das Dürer-Haus ab Mitte Mai vor. Am Ende der Ausstellung können Besucher*innen selbst ihr Urteil fällen.
Aber warum ist das überhaupt interessant? Der Typ ist schließlich schon lange unter der Erde. Wenn ihr noch keine Dürer-Fans seid, hilft euch der Direktor der städtischen Museen Thomas Eser auf die Sprünge: Es sei nämlich schon „saulang“ her, dass Dürer gelebt hat. Ein halbes Jahrtausend. Und trotzdem wüssten wir so viel Privates von ihm. Dürer selber spreche zu uns aus ganz vielen Briefen und Selbstzeugnissen. Das fasziniere.
Die Gegenwart im Blick
Ist bestimmt sehr interessant: der alte Nürnberger und seine Kunst, die Geschichte schrieb. Aber auch die Gegenwart wird im neuen Jahresprogramm in den Blick genommen. So wird die Ausstellung „Rechtsextremismus, Verschwörung, und Selbstermächtigung“ im Ausstellungsraum Cube 600 ab Ende Oktober eröffnet. Für Imanuel Baumann, Leiter des Memorium Nürnberger Prozesse, ist eine weitere Ausstellung zu diesem Thema in unserer Stadt sehr wichtig. Nicht nur wegen den Taten des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Schon vorher gab es Anschläge, die in der neuen Ausstellung thematisiert werden sollen. Mit Objekten, die die Besucher*innen im Inneren berühren, will das Museum ideologische Gemeinsamkeiten des Rechtsterrorismus von früher und heute herausarbeiten. Außerdem werden internationale und nationale Fälle in Beziehung gesetzt.
Die Nürnberger Museen haben viele Ausstellungen und viele Objekte. Das ist eine Stärke und ein Problem zugleich.
Wohin mit der Dampfmaschine?
Bunte Motorräder und uralte Automobile – im Museum Industriekultur strandet man in der Jugend unserer Ur-Großeltern. Umgeben von tausenden, riesigen Objekten. Diese müssen bald umziehen. Denn das Museum Industriekultur soll demnächst umgebaut werden. Das Problem ist: Wo lagert man riesige Objekte wie Dampfmaschinen und Autos? Schließlich passen sie in keinen Dachboden. Alles, was gerade nicht ausgestellt wird, bewahren die Städtischen Museen in gemieteten Räumen auf. Das heißt, die Depots sind schon teilweise gut gefüllt. Außerdem sind sie über die ganze Stadt verstreut. Diese Situation kritisierte Eser. Er wünscht sich einen Raum für alle gelagerten Objekte – einen Raum, der diebstahlsicher ist und perfekte klimatische Bedingungen hat.
Nürnberger Museen – Holt doch den Sperrmüll!
Bisher ist ein Lagerungsort noch die Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände. Sie muss zur Jahresmitte ausgeräumt werden. Schließlich zieht dort vorübergehend die Oper ein. Dann müssen 20.000 Objekte, die gerade auf 2700 Quadratmetern gelagert sind, umziehen. In sechs Monaten ist es soweit, aber die Museen sind noch planlos, wohin sie die ganzen Sachen bringen sollen. Den Sperrmüll kommen zu lassen, das ist für Eser keine Option. Laut dem Direktor sind Museen oft die Einzigen, die ganz normale Alltagsgegenstände für die Zukunft aufbewahren.
Einmal 60 Nürnberger Wohnungen, bitte!
Wer helfen will und viel Platz hat, kann sich bei den Museen melden. Ein Dachboden oder ein Keller reichen allerdings nicht aus. Der Depot-Bedarf der acht Museen beläuft sich laut Eser auf 6000 Quadratmeter. Zum Vergleich: Ein schöne Wohnung hat 100 Quadratmeter. Ein Zentraldepot müsste also so groß sein wie 60 Wohnungen. Das klingt utopisch, aber vielleicht ist die Stadt Nürnberg bald gezwungen, tatsächlich ein Zentraldepot zu bauen. Thomas Eser hätte sicherlich nichts dagegen.
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Autorin: Miriam Jordan