Sänger Hauke Horeis im Interview
Odeville mit „Jenseits der Freiheit“
Odeville ist eine deutsche Rockband, die es geschafft hat, ein weiteres besonderes Album zu veröffentlichen. Mit der neuen Platte „Jenseits der Stille“ gibt das Trio ihr Statement zur Lage der Zeit – beispielsweise zu Corona – preis, ohne es darauf anzulegen. Den nötigen Optimismus hat das Album trotzdem, um den Lebensmut beizubehalten.
Der Song „Welle“ ist einer der ersten Demos, die Odeville für das Album „Jenseits Der Stille“ geschrieben hat. Das Lied war 2020 im Kasten, aber noch vor der Corona-Pandemie. Für die Band war es unheimlich, da die ganze Situation mit Corona genau zu ihrem Song gepasst hat, so Sänger Hauke Horeis.
„Es fühlte sich damals sehr makaber und unwirklich an, dass der Track mit den Worten anfängt: Mit der Welle, die kommt, sind wir eins. Weil dann war das auf einmal so, wir waren alle in einem Boot und Corona hat die Straßen leergefegt. Ich dachte nur: ‚Self fulfilling prophecy, what the fuck!‘ Das kann doch nicht wahr sein und das denke ich bis heute noch. ‚Welle‘ ist ein sehr mächtiger Track geworden. Ich habe immer ‚Heroes! von David Bowie im Kopf gehabt, als wir ihn geschrieben haben. Ich mag, dass er unser Vergangenheits-Ich mit dem heutigen Wir vereint, und ich glaube, es ist perfekt, ein Album mit einem Lied zu beenden, das ‚Jenseits der Stille‘ heißt.“
– Hauke Horeis
Odeville haben sich beim Schreiben ihres Songs „Stille“ gefragt, wie wir mit Menschen umgehen, die wir lieben, wenn sie nicht nur für sich Entscheidungen treffen, sondern auch Unbeteiligte damit ins Unglück reißen. Können wir ihnen verzeihen und sie weiterhin so lieben wie vorher? Diese Fragen gehen einem unter die Haut. Das Lied „Stille“ ist und bleibt für Odeville ein sehr besonderer Song.
„Wir haben vor der Veröffentlichung vielen Menschen aus unserem Umfeld den Song gezeigt und die meisten waren zu Tränen gerührt. Deshalb ist für uns absolut klar, dass ‚Stille‘ immer ein Teil von uns sein wird und nie in einem Live-Set fehlen darf. Also jeder von uns kennt das eisige Gefühl, wenn geliebte Personen Entscheidungen treffen, die wir selber nicht nachvollziehen können, und trotzdem lieben wir sie auch weiterhin, obwohl sich unser Werteverständnis vielleicht von dieser Person distanzieren will.“
– Hauke Horeis
Der Gitarrist David der Band wollte mit dem Song „Untertage“ die gleiche Energie bei den Fans von Odeville erzeugen, wie es bei Coldplays „Fix You“ ist. Doch Hauke Horeis hatte eine andere Idee.
„Und dann komme ich als blöder Texter und baller´ auf das Playback Lyrics über Depressionen drauf. Im Refrain singe ich ja, dass ich ein zauberhaftes Lächeln auflege, um wieder der romantische Clown zu sein – der ich ja schon immer war – und in diesem Moment fällt mir auch gar nichts mehr zum Song ein, sondern nur ein Witz aus einer meiner Lieblingsfilme „The Watchmen“: Ein Mann geht zum Arzt, sagt, er ist deprimiert. Das Leben kommt ihm rau und herzlos vor, sagt, er fühlt sich allein in einer bedrohlichen Welt. Der Arzt sagt, die Behandlung ist einfach, der große Clown Pagliacci ist in der Stadt. ‚Gehen Sie hin, er wird sie aufheitern.‘ Der Mann bricht in Tränen aus, aber ‚Doktor‘, sagte er, ‚ich bin Pagliacci‘.“
– Hauke Horeis
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Autorin: Alina Steigauf