Album der Woche
Paula Carolina mit „Extra“
Meine Haare sollen wie mein Lieblingseis aussehen. Das hat die Musikerin Paula Carolina zu ihrem Friseur in Berlin gesagt. Herausgekommen sind Igelstacheln in blond mit schwarzen Strähnen. Dass Paulina Carolina extra ist, zeigt sie nicht nur mit ihrer Stracciatella-Frisur, sondern auch mit ihrer Debütplatte „Extra“ – unserem max neo Album der Woche.
Bereits mit fünf Jahren hat Paula Carolina angefangen, Klavier zu spielen. Auch durch ihre Mutter, die professionelle Stepptanzlehrerin ist, hat sie schon früh gelernt, in Musicals auf der Bühne zu stehen. Nach der Schule hat Carolina aber erst mal angefangen, Lehramt zu studieren. Das hat sie irgendwann abgebrochen, um Musik zu machen. Ihr erste Single („Du Und Das Schwarze Loch“) erscheint 2021. Es ist ein ruhiger Liebessong. Im Jahr darauf veröffentlicht Paula Carolina ihr erste EP.
Ihr Musikstil hat sich seitdem sehr verändert. Paula Carolina ist laut, rotzig und frech. Ihre Songs stehen für Gesellschaftskritik, Feminismus und Emanzipation. Das macht sich auf ihrem ersten Album „Extra“ bemerkbar. Die Themen reichen von Kindheitserinnerungen über Feminismus bis hin zum Rechtsruck. Entstanden sind die Songs auf Autobahnen, in Hotelzimmern, Backstage-Räumen und einsamen Hütten. Paula Carolina war also die letzten zwei Jahre kaum zuhause, weil sie ständig unterwegs war. Während des Albumprozesses hat sie nach eigener Aussage circa 80 Konzerte gespielt. Herausgekommen ist eine Mischung aus Indiepop, Punk und Neuer Deutscher Welle, wobei die Texte sehr persönlich sind:
„Ich hatte endlich mal Zeit zu sagen, was ich denke.“
– Paula Carolina im Interview mit bandup
Zwei Jahre Tour in einem Song
Ins Album steigt Paula Carolina direkt mit dem Titelsong „Extra“ ein. Es geht in dem Lied darum, extra, also anders, zu sein. Paula Carolina ist in dem Lied stolz drauf, weird, besonders und eine Loserin zu sein. Auch die Single „Offiziell Glücklich“ hat einen Bezug auf die 25-Jährige. Dadurch, dass sie in den letzten zwei Jahren fast durchgehend unterwegs war, ist viel passiert. Alles, was sie erlebt hat, hat sie in „Offiziell glücklich“ verewigt. Passend dazu besteht das Musikvideo aus vielen Momenten von der Tour.
Zwei Songs auf dem Album sind feministisch („Danke Dirk“ und „Sie liebt Dich Nicht“). In „Danke Dirk“ singt Carolina zum Beispiel mit Ironie von einem Typen namens Dirk, der sich mit Dickpics strafbar macht. Auch das Lied „Otto Normal“ sollte man nicht zu ernst nehmen. Da knüpft sich die Sängerin das „vermeintlich Normale“ vor. Mit „Otto Normal“ entwirft sie ein langweiliges Muttersöhnchen und nimmt ihn auf die Schippe:
„Ich wollte am Ende das machen, was ich am besten kann, und das ist extrem emotional. Es ist extrem gesellschaftskritisch, rebellisch, witzig, ironisch oder traurig. Alles auf diesem Album ist einfach extra, emotional extra in alle Richtungen.“
– Paula Carolina im Interview mit bandup
Paula Carolina trifft den Zeitgeist
Die weiteren Songs sind nicht weniger aktuell. Im Gegenteil: Mit „Angst Frisst Demokratie“ trifft Paula Carolina ziemlich gut den Zeitgeist. Sie ruft zur Solidarität gegen den Rechtsruck auf und holt sich dabei Hilfe von der Bevölkerung. Im Musikvideo sind Menschen verschiedenen Alters zu sehen, die Schilder mit verschiedenen Aufforderungen und Sprüchen hochhalten. Auch „Es Zieht Im Paradies“ und „Willkommen In Der Realität“ beschäftigen sich mit der kollektiven Verwirrt- und Verworrenheit unserer Zeit.
„Willkommen in der Realität“ ist nicht nur eine Single von Paula Carolina, sondern auch der Name ihrer aktuellen Tour. Wenn ihr Lust habt, die junge Musikerin in der Region live zu erleben, könnt ihr das am sechsten November tun. Da tritt sie im Erlanger E-Werk auf.
Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.