Album der Woche
RAZORLIGHT MIT „PLANET NOWHERE“
Seit Razorlights Gründung 2002 ist viel passiert. Mitglieder haben die Band aufgrund von „künstlerischen Differenzen“ verlassen und wurden ersetzt. Unter ständig wechselnder Besetzung hat Razorlight vier Alben veröffentlicht. Vor zwei Jahren konnten sich Langzeitfans freuen: Die vier Urmitglieder von Razorlight haben eine ausverkaufte Headlineshow gespielt. Diesen Oktober hat die Band ihr fünftes Album „Planet Nowhere“ veröffentlicht – das ist seit 16 Jahren das erste Album mit der Originalbesetzung!
DIE ORIGINALBESETZUNG
Die Gründungsmitglieder der englischen Rockband „Razorlight“ sind eine bunt gemischte Truppe: Alle scharren sich um den Frontsänger Johnny Borrell, der schon bei der Band Libertines gespielt hat. Der Schwede Björn Agren wollte eigentlich nach Australien, ist aber nur bis nach London gekommen, um dort Borrells Band beizutreten. Der Dritte im Bunde war damals ein blonder, dürrer Skatepunker – Carl Dalemo. Und das letzte Bandmitglied hat die wohl wildeste Geschichte der Vier: Christian Smith-Pancorvo war, bevor er Razorlight beigetreten ist, für ein Jahr auf Reisen in Afrika – um dort mit den einheimischen Stämmen zu trommeln.
BEWOHNER*INNEN DES PLANET NOWHERES
Die Band hat sich für ihre Fans etwas ganz Besonderes ausgedacht: Auf ihrer Website kann man sich seinen eigenen Ausweis für Planet Nowhere bestellen – mit eigenem Foto und allem Weiteren. Der Ausweis macht euch zu Bewohner*innen des Planeten, und diese bekommen natürlich auch exklusive Inhalte der Band.
GUTE LAUNE UND EIN DISS GEGEN DIE EIGNEN MITGLIEDER
Der Opening-Track des Albums „Planet Nowhere“: „Zombie Love„. Der Song von Razorlight bringt Gute-Laune-Stimmung mit sich. Von einer britischen Rockband erwartet man eigentlich etwas anderes – Zombie Love hört sich sehr nach Pop an.
„Ich wollte es irgendwo zwischen Outkast, Midnite Vultures und The Pixies ansiedeln. Wenn mir das nicht gelungen ist, verklagt mich doch. Und übrigens, scheiß drauf, ich brauche euch nicht, um mir bestätigen zu lassen, dass ich gut bin.“
– Johnny Borrell, Frontsänger von Razorlight
Sympathiepunkte sammelt der Frontsänger Borrell mit dieser Aussage zwar nicht, trotzdem ist „Zombie Love“ ein beliebter Feel-Good-Song.
Das Lied „Cool People“ ist wohl der Gegensatz dazu. Wer sich die Lyrics dazu durchliest, dem*der kommt es so vor, als würden die Jungs einen Disstrack gegen sich selbst performen:
„There are no cool people, no cool people in this band
There are no cool people, no cool people in my band
There are no cool people, no cool people in this band“
Sich ein bisschen selbst auf die Schippe nehmen, das kann Razorlight. Der Sound dazu ist aber nicht, wie man vielleicht erwartet hätte, rockig und punkig – sondern eher groovy und melodisch.
VERWIRRENDE TITEL, VERWIRRENDE TEXTE
Politische Texte werden von vielen Bands geschrieben. So auch von Razorlight. Jedenfalls erweckt der Titel „Taylor Swift = US Soft Propaganda“ auf ihrem neuen Album diesen Anschein. Wer auf der Suche nach einer Erklärung in den Songtext guckt, wird enttäuscht. In dem Lied wird Swifts Name nicht einmal erwähnt. Der Titel sei nur ein Eyecatcher, Frontsänger Johnny Borrell weiß nicht viel über die Sängerin selbst.
Für ähnliche Verwirrung sorgt der Song „Empire Service„. Borrell durchlebt hier anscheinend eine Sinnkrise. In der Hook singt er immer wieder:
„It’s the ocean It’s not the ocean
It is the ocean No it’s not
Yes it is
What is the ocean? It’s the ocean
It’s not the ocean It is the ocean
No it’s not
Yes it is
Is it the ocean?“
Aber ist es nun der Ozean oder nicht? Das finden Hörer*innen nicht heraus. Im Song geht es darum, nicht gefestigt zu sein, sich bei nichts sicher zu sein, und um das Gefühl, dass alles zu schnell geht. Untermalt von Schlagzeug und E-Gitarre macht der Song beim Hören großen Spaß.
Ein Konzert in Deutschland ist in den nächsten Monaten nicht geplant, Razorlight spielen aber bis August noch ein paar Mal in ihrem Heimatland England.
Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.
Autorin: Franziska Muschweck