Das Albumcover "Higher Power" von Scott Stapp zeigt einen Menschen. Über seinem Gesicht liegen die Initialen des Musikers in einem Kreis. Das Bild ist in rot gehalten.

Album der Woche

Scott Stapp mit „Higher Power“

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Scott Stapp – eine der ikonischsten Stimmen im Rock… Und ein Mann, der aus der Psychiatrie ausbrechen wollte, um dann den US-Präsidenten zu stürzen. Der Sänger der Rockband Creed hat jetzt sein neues Soloalbum „Higher Power“ veröffentlicht.

Religion als Inspiration

Nachdem sich Creed im Jahr 2004 aufgelöst hat, begann Scott Stapp zum ersten Mal die Arbeit an seiner Solokarriere. Sein erstes Album „The Great Divide“ erschien im Jahr 2005 und erreichte in den USA sogar Platinstatus. In seinen Liedern setzt sich der Sänger vor allem mit seinem Glauben auseinander. Auch schon Creed wurde aufgrund von Stapps Texten häufig als christliche Band angesehen. Der Hintergrund darin liegt in Stapps Kindheit: Seine Eltern haben ihn streng religiös erzogen – der jugendliche Scott hatte davon aber schließlich die Schnauze voll und ist von zuhause geflohen.

Einige Zeit später hat sich der Sänger wieder intensiv mit seiner Religion beschäftigt und verarbeitet dieses Thema jetzt auch in seinem neuen Album „Higher Power“. Doch nicht nur sein Glaube, sondern auch seine psychischen Probleme finden auf der Platte Platz. Insbesondere Drogenmissbrauch hat zu Stapps psychischen Krankheiten geführt. Daraus resultierten Suizidversuche, eine bipolare Störung und das Verbreiten von Verschwörungstheorien. Nachdem seine Frau ihm 2014 mit der Trennung gedroht hat, hat er sich in Behandlung begeben und ist seitdem nüchtern unterwegs und wieder gesund.

Höhere Macht

Im Titeltrack „Higher Power“ setzt sich Scott Stapp mit seiner schwierigen Vergangenheit auseinander. Besonders während der Quarantäne hat er sich stark mit seiner mentalen Gesundheit beschäftigt. In dem Song geht es um Nahtoderfahrungen, das Leben nach dem Tod und die innere Stimme, die ihn am Leben hält.

„Die Geheimnisse des Lebens können gelüftet werden, indem man auf die innere Stimme hört. Für mich bedeutet das, mich auf meinen Glauben an Gott zu verlassen und auf seine Stimme zu hören, die mich durch die Kämpfe und die Dunkelheit führt.“

– Scott Stapp über „Higher Power“

Der Song „Deadman’s Trigger“ entführt uns in ein Genre, das man als Country-Metal bezeichnen könnte. In dem Lied geht es um die gegenseitige Zerstörung und Provokation zwischen zwei Leuten, die ziemlich brutal endet. Und so hart wie das klingt, ist das Lied auch: Das Schlagzeug schlägt beim Zuhören förmlich ins Gesicht – fast wie eine Wild-West-Schießerei für die Ohren.

Akustik vs. Metal

Aber nicht nur Metal und Hard Rock gibt es auf dem Album, auch akustische Balladen finden sich unter den zehn Liedern auf dem Album wieder. Besonders berührend ist dabei das Duett „If These Walls Could Talk“, das Scott Stapp mit „Rock-Queen“ Dorothy aufgenommen hat. Das Lied ist auch gleichzeitig das allererste Duett in seiner Karriere und dreht sich um einen persönlichen Absturz, Schwächen, die man überwinden muss, und den harten Weg zurück ins Leben.

Auch etwas balladenartig ist der Song „Dancing In The Rain“. Zwischen der atmosphärischen und ruhigen Stimmung gibt Stapps Gesang dem Lied aber noch eine etwas andere Note. Der Song wird so zu einer Rockballade, bei der man direkt in die 80er zurückversetzt wird. An der Gitarre ist Stapps Tour-Gitarrist Yiannis Papadopoulos dabei, der ein eher ruhiges, aber doch energiegeladenes Solo am Ende spielt. In dem Stück geht es darum, an der Hoffnung festzuhalten und auch wenn man sie nicht sieht, zu wissen, dass sie existiert.

„What I Deserve“ dreht sich darum, dass zwei Menschen verstehen, wer sie wirklich sind. Sie kommen schließlich an einen Punkt, an dem sie genau das ausdrücken können, was sie wollen. Das Lied fängt eher melancholisch an, entwickelt sich dann zu einer Art Hymne und endet dann schließlich mit Papadopoulos‘ epischem Gitarrensolo.

„In dem Lied drücken beide Seiten das Gleiche aus und verstehen die Fehler des anderen. Dieser Song plädiert sowohl für schuldig als auch für unschuldig, wobei Yiannis‘ Gitarrensolo die Stimme ist, die eine chaotische Suche nach Erlösung […] zum Ausdruck bringt.“

– Scott Stapp über „What I Deserve“

Wiedervereinigung

Nach fünf Jahren Bandpause und der Abspaltung einiger Mitglieder zu der Band Alter Bridge haben sich Creed im Jahr 2009 wieder mit Scott Stapp vereinigt. 2012 war dann aber schon wieder Schluss und das Verhältnis zwischen Stapp und den anderen Mitgliedern hat sich verschlechtert. Nach über zehn Jahren erneuter Pause ist die Band jetzt wieder offiziell zusammen unterwegs. Neben zwei Kreuzfahrt-Konzerten, die im April stattgefunden haben, gehen Creed im Sommer noch in den USA auf Tour.

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.

Autor: Silas Urban