Das Albumcover "Electric Ladyland" von The Straßenkreuzer Experience zeigt drei Menschen, die nebeneinander sitzen und in die Kamera schauen.

Album der Woche

Straßenkreuzer mit „The Straßenkreuzer Experience“

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CDs haben heutzutage die wenigsten von uns noch zuhause. Trotzdem ist jede CD des Straßenkreuzer-Vereins ausverkauft. Seit 2002 verkaufen sie nicht nur Zeitschriften und Magazine, sondern auch CDs mit regionalen Musiker*innen und Bands. Die 21. Ausgabe ist unser Album der 50. Kalenderwoche.

Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist das Motto des Straßenkreuzer-Vereins. Sie wollen es armen, erwerbslosen und obdachlosen Menschen ermöglichen, eine Chance zu haben und etwas zu erreichen. Der Verein bringt in regelmäßigen Abständen Zeitschriften und CDs raus. Die Bedürftigen verkaufen die CDs für 2,20 Euro und dürfen davon sogar 1,50 Euro behalten. Dieser regelmäßige Verkauf soll den Menschen helfen, eine berufliche Perspektive zu bekommen und sich sozial wieder zu integrieren. Finanziert wird der Straßenkreuzer durch den Verkauf, Anzeigen und Spenden.

„The Straßenkreuzer Experience“ ist die 21. CD, die der Verein rausgebracht hat. Der Name dieser Ausgabe ist von Jimi Hendrix und seiner Band inspiriert. Der verstorbene Musiker wäre dieses Jahr 80 Jahre alt geworden, also zu dem Zeitpunkt, zu dem dieses Album rausgekommen ist. Der Straßenkreuzer-Verein wollte mit dem Namen und dem Cover der Band die Wünsche und Gedanken von Jimi Hendrix berücksichtigen.

Melodic-Skatepunkrock aus Nürnberg

Viele Musiker*innen und Bands stellen ihre Songs auch kostenlos zur Verwendung und tragen somit auch ihren Beitrag dazu bei. Das einzige Konzept der CD ist, dass keine Band zweimal dabei sein darf und dass der Musikmix wild und Mainstream verboten ist. Eine der beteiligten Bands ist Melonball, eine Melodic-Skatepunkrockband aus Nürnberg. Melodischer Punkrock mit schnellen Riffs, mehrstimmigem Gesang und prägnanten Refrains – geht das überhaupt? Die fünfköpfige Band beweist seit 2019, dass es geht und laut Sängerin Oli sogar mit sozialkritischen Texten:


Das Debütalbum von Melonball erscheint im Frühling. Bis es soweit ist, freut sich die Band, dass sie jetzt auf der CD des Straßenkreuzers sind:

Whatever„, sagt die Band Melonball. Eine Bindung ist kaputt gegangen und jetzt ist nichts mehr, wie es vorher war. Jeder Blick, jede Berührung und jeder Gedanke ist jetzt bedeutungslos. Es ist ein rockiger, schneller Song und durch die immer mal wieder ruhigeren Parts verkörpern sie diese Nachricht sehr gut.

Fränkischer Gesang meets italienischen Song

  • Auf der neuesten CD ist unter anderem der Song „Feierohmd“ von der Kapelle Bomhard. Das Trio singt darüber, sich nach einem langen Arbeitstag zuhause einfach auszuruhen und wieder zu erholen. Die drei Brüder haben insgesamt schon 28 Lieder rausgebracht, unter anderem auf ihrem Album „Herbstgalopp“.
  • Das Duo „Apanorama“ hat ihren neuesten Song „Shelter“ der CD gespendet. Sie singen darüber, dass die jeweils andere Person der eigene Safeplace ist. Seit Mai 2022 werden sie von dem Spitzenförderprojekt für Popkultur in Bayern „BY.on Elektro“ gefördert. Im September 2022 kam ihr neuestes Album „HoVerInG“ raus, wo Shelter auch dabei ist.
  • Der erste Schritt ist es, Mut zu haben, denn es geht trotzdem immer weiter – egal was passiert. Das ist die Message von dem Song „Il Primo Passo“ von Pino Barone. Er begleitet sich selbst am Klavier und in Kombination mit dem gefühlvollen, italienischen Gesang kommt diese Message perfekt rüber.
  • Wu-Tang Und Wirsing“ ist das neue Lied der Band Bambägga. Die Hip-Hop Band gibt es schon seit 18 Jahren und sie kommen – wie es der Name verrät – aus Bamberg. In ihrem Song erzählen sie, dass egal, wie sehr man es auch versucht und wie sehr man es auch will, trotzdem nichts erreicht und dagegen nichts machen kann. Der langsame, melodischer Rap passt perfekt dazu.
  • Hannes Fertala, auch als irq7 bekannt, ist überall mit seinem Gameboy bekannt. Er hatte damals entdeckt, dass diese Teile einen super Soundchip haben, womit man sehr gut Musik machen kann. Sein neuer Song „Let U Go“ ist auch er auf der CD.
  • „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Das sagt Joachim Ringelnatz, der mit seinem Song „El Díe Del Cangrejo“ auch auf der CD zu hören ist. Ihn in ein Genre einzuteilen, ist gar nicht so einfach, wegen seiner E-Gitarren-Rock-Rhythmik, seinem lustigen Fusion-Funk oder dem Gypsy-Jazz.

One-Man-Band, Aktivismus und Wahlheimat Nürnberg

  • Die Retro-Rock-Fusion Band „Paralyzed“ kommt aus Bamberg und wurde von vier Freund*innen gegründet. Sie machen seit Frühjahr 2019 zusammen Musik und kombinieren Blues, Hard- und Stoner Rock miteinander. Ihre Inspiration bekommt das Quartett von den Rockgiganten Black Sabbath, Led Zeppelin oder Steppenwolf. Ihren neuen Song „Mayday“ könnt ihr auch auf der Ausgabe hören.
  • Sprachfertig, bildreich und präzise erzählt Tim Köhler Geschichten von Menschen und all dem dazwischen. Und das macht er auch in „Alte Freunde„. Durch seine Songs wirkt er persönlich, authentisch und melancholisch.
  • ph4nt singt darüber, was ihn beschäftigt: Queerness, Repression, das Leben im Kapitalismus und wie Menschen sich Freiräume erkämpfen müssen. In seinem Lied „Zahnrad“ geht es darum, dass wir alle in diesem System funktionieren müssen und das unerwarteterweise auch Spaß machen kann.
  • Ami Lyons erzählt in ihren Liedern von ihrem Weg von England über Schottland und Neuseeland nach Nürnberg. Sie kombiniert das mit den Themen Freundschaften, Liebe und Sehnsucht. „Time Never Wasted“ handelt von den Abenteuern, die sie auf ihrer Reise erlebt hat und dass es im Leben immer weitergehen wird.
  • Ki’Luanda vermittelt in ihrem Song „Black & Proud„, wie es der Titel verrät, eine wichtige Message. Ihre Lieder enthalten viel Soul, Funk, Jazz und R’n’B. Gleichzeitig ist sie auch Aktivistin und will mit ihren Liedern erreichen, die Denkweise der Menschen zu verändern.
  • Seit 2019 könnt ihr Musik von der Band „Palacity“ hören. Die sechsköpfige Indie-Band hat seitdem schon einige Auftritte gehabt und sogar den ein oder anderen Preis gewonnen – wie beispielsweise bei dem Erlanger Newcomer Festival den Jury- und Publikumspreis. „Sleeptalker“ haben sie der Straßenkreuzer-CD beigesteuert.
  • Luca Wecera, auch als Bazzlooka bekannt, ist eine One-Man-Band. 2020 konnte er nicht mehr mit seinem Partner Skyline Green zusammenarbeiten und fing an, ein Instrument zu basteln, was er alleine bedienen kann. Als er begann, seine Reggae-Songs zu posten, bekam er gutes Feedback von Künstler*innen wie OBF oder Biga Ranx. Die dadurch gewonnene Motivation nutzte er, um Songs zu schreiben, wie auch „Crown Down„, den ihr auch auf der CD hören könnt.

Weitere Alben der Woche findet ihr hier.

Autorin: Zoe Herrmann