
Album der Woche
The Lumineers mit „Automatic“
Eine der wenigen Gruppen auf Tour zu sein, die ihr gesamtes Material selbst schreiben, sei „eine einzigartige Auszeichnung“. Das sagt Wesley Schultz, der Mitgründer von The Lumineers. Seit mittlerweile 20 Jahren schreibt er gemeinsam mit Bandkollege Jeremiah Fraites Songs. Ihr neues Album „Automatic“ markiert dieses Jubiläum.
In den 2000ern haben der Gitarrist und Sänger Wesley Schultz und der Schlagzeuger Jeremiah Fraites angefangen, gemeinsam Musik zu machen. Unter verschiedensten Namen coverten sie unterschiedlichste Songs, bis sie anfingen, selbst zusammen Lieder zu schreiben. Ihren Durchbruch schafften sie als The Lumineers Ende 2011, als ihr Song „Ho Hey“ in der ersten Staffel der Serie „Hart Of Dixie“ verwendet wurde. Das Lied landete in vielen Ländern in der Top Ten der Charts. Auch das selbst betitelte Debütalbum „The Lumineers“ war sehr erfolgreich. Die Nachfolgerplatte „Cleopatra“ schaffte es in den USA, in Kanada und Großbritannien sogar auf Platz eins der Albumcharts. Für ihre Singles „Ophelia“, „Cleopatra“ und „Sleep On The Floor“ erhielt die US-amerikanische Folkrock-Band verschiedene Auszeichnungen.
Die nächsten Alben „III“ (2019) und „Brightside“ (2022) waren weniger erfolgreich war als ihre Vorgänger. Nach drei Jahren ohne neue Musik haben The Lumineers nun ihr fünftes Studioalbum „Automatic“ veröffentlicht. Die beiden Gründer der Band, Wesley Schultz und Jeremiah Fraites, schreiben seit mittlerweile 20 Jahren zusammen Songs. „Automatic“ markiert genau dieses Jubiläum. Laut Schultz erforscht die Platte einige der Absurditäten der modernen Welt, zum Beispiel die zunehmend verschwimmende Grenze zwischen dem, was real ist und was nicht. Es wird aber auch die Vielfalt der Möglichkeiten thematisiert, wie wir uns betäuben, während wir versuchen, sowohl Langeweile als auch Reizüberflutung zu bekämpfen.

Missgeschicke und platonische Ehe
„Same Old Song“ ist die erste Single des Albums und bei den Spotify-Hörer*innen der beliebteste Song der Platte. Er ist auf der Streaming-Plattform schon fast 14 Millionen Mal gestreamt worden. Inhaltlich geht es in „Same Old Song“ um verschiedene Missgeschicke, zum Beispiel dass der Van mit den Instrumenten geklaut wird. Der Titelsong „Automatic“ thematisiert das moderne Zeitalter. Dabei fühlen sich laut Fraites Dinge manchmal ganz automatisch an. Es geht zum Beispiel um Werbung, die sich nach unseren Einkaufsgewohnheiten richtet, oder um ein Leben, das ständig mit sozialen Medien und Nachrichten bombardiert wird.
„Twenty years and no one gives a damn“ heißt eine Zeile im Song „You’re All I Got“. Mit den 20 Jahren spielen Fraites und Schultz darauf an, dass sie so lange schon gemeinsam Songs schreiben. Passend dazu geht es in dem Lied um Beziehungen. In einem Interview erzählt Fraites, dass es um die paranoide, fast ängstliche Seite einer Beziehung mit jemandem geht. In einer Beziehung gebe es aber auch immer noch ein immenses Maß an Liebe und Verantwortung. Für Jeremiah Fraites ist die Beziehung zwischen ihm und Schultz wie eine platonische Ehe. Er habe mehr Zeit mit Wes verbracht als mit seiner eigenen Ehefrau.
Verdrehte Star-Maschinerie und Welttournee
Wesley Schultz hat in seinem Leben schon viele Menschen getroffen, die zu ihm gesagt haben: „Hey, als ich dich getroffen habe, dachte ich, du wärst ein Arschloch, aber jetzt bist du ein guter Kerl.“ Und genau dieses Gefühl möchten The Lumineers mit ihrem Song „Asshole“ transportieren.
„Plasticine“ beschreiben The Lumineers als einen Einblick in die verdrehte Star-Maschinerie, die sie selbst auch kennengelernt haben. In dieser Welt gebe es Teleprompter, Übermedikation und Versprechungen auf viralen Ruhm. Junge Darsteller*innen würden nur allzu bereitwillig darauf eingehen. Wer genauer hinhört, wird im Lied einen kleinen Dialog aus dem Filmklassiker „Harry und Sally“ hören.
Auch wenn der Sound etwas reduzierter klingt als das letzte Album, so klingt es trotzdem wie eine Lumineers-Platte. Dabei verpacken The Lumineers wie gewohnt dunkle Themen in fröhliche Melodien.
Jeremiah Fraites sagt aber, dass Fans, die glauben, sie hätten The Lumineers durchschaut, von dem Album überrascht sein werden. Ende April startet die US-amerikanische Folkrock-Band ihre Welttournee. Sie treten auch in Deutschland auf. Am 26. April sind sie in München zu Gast, am 8. Mai in Berlin, am 14. Mai in Hamburg und am 15. Mai in Köln.
Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.