Das Albumcover "Aghori Mori Mei" von The Smashing Pumpkins ist schwarz. Es zeigt in der Mitte einen weißen Kreis und dahinter zwei weiße Linien.

Album der Woche

The Smashing Pumpkins mit „Aghori Mori Mei“

/

Jede*r spielt doch mal mit dem Gedanken, irgendwann wieder alle Freund*innen aus alten Zeiten zu versammeln, nur wie geht das am besten? Die Antwort ist: ein besonderer Anlass. Billy Corgan, der Gründer und Bandleader von The Smashing Pumpkins, nahm als Anlass ein neues „altes“ Album aufzunehmen. Denn für „Aghori Mhori Mei“ haben sich die Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1988 der Alternative-Rock-Band The Smashing Pumpkins wieder zusammengefunden. Und das ist auch direkt rauszuhören. Die „echten“ Smashing Pumpkins sind zurück, die von den Fans geliebt und lange vermisst wurden.

„Es ist eine sehr rockige, gitarrenlastige Platte“, verkündete Corgan in einem Interview im Juni 2024. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: „Ich denke, die Fans der alten Schule werden ausnahmsweise einmal zufrieden sein.” Die Band aus Chicago experimentierte in den letzten Jahren immer mal wieder mit Synth-Rock-Elementen oder versuchten sich an elektronischen Einflüssen. Mit „Aghori Mhori Mei“ sind sie wieder ganz zurück in den 90ern.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Hier erklärt Billy Corgan, wie man den neuen Albumnamen ausspricht.

Nach der Auflösung der Gründungstruppe im Jahre 2000 hat Corgan immer wieder neue Bandmitglieder rekrutiert. Doch die meisten kamen und gingen, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Drummer Jimmy Chamberlin und Gitarrist James Iha belebten Herz und Seele der wahren Pumpkins wieder. Mit dem Opener-Song „Edin“ kommen sie voller Krach und energiegeladen wieder daher mit dem Heavy-Metal-Sound der 80er. So wie alle es von ihnen gewohnt waren.

Die Songs auf „Aghori Mhori Mei“ haben einen ähnlich sinfonischen Charakter wie auf “Mellon Collie And The Infinite Sadness”, ihrem Album aus dem Jahr 1995. Doch fast 30 Jahre später haben The Smashing Pumpkins auch Platz für intimere Lieder geschaffen wie beispielsweise „Goeth the Fall“.

Das Cover-Artwork von „Aghori Mhori Mei“ scheint inspiriert von den Aufnahmen der NASA-Cassini-Mission des Saturn-Mondes Titan – und erinnert an das Design des Joy-Division-Debüts „Unknown Pleasures“.

Auf- und Abstieg der Smashing Pumpkins

Anfänge

2009 hat Billy Corgan eine Auktion veranstaltet, bei der ein glücklicher Fan ein Mittagessen mit ihm gewinnen konnte. Und nur für den Fall, dass dieser Preis nicht schon attraktiv genug ist, hat er noch folgende Bedingung hinzugefügt: Der Gewinner kümmert sich um die Rechnung. Um diese Zeit hörte man vom Bandgründer der Smashing Pumpkins nur, wenn es sich um Skandale drehte und kaum von Musik.

Vor seiner Musikkarriere arbeitete Corgan als Tellerwäsche in einem chinesischen Restaurant in Chicago. Doch das Spülwasser schadete seinen Fingern, die er fürs Spielen der Gitarre benötigte. Während er die Schule schwänzte, übte er wie ein Besessener. Schon als Jugendlicher ließ er sein ausgeprägtes Gespür für gute Musik und Hits erahnen. Er gründete The Smashing Pumpkins, nachdem sich seine alte Band auflöste und er auf James Iha stieß. Kurz darauf schlossen sich Chamberlin und die Bassistin D’arcy Wretzky an.

Musikalische Erfolge

Im Jahr 1991 erschien das Debütalbum „Gish“. Zwei Jahre später kam der erste große Erfolg mit „Siamese Dream“, welches in den USA mehrfach mit Platin ausgezeichnet wurde. Corgan feierte den größten Erfolg mit The Smashing Pumpkins mit ihrem 1995 erschienen Album „Mellon Collie And The Infinite Sadness“. Sieben Grammy-Nominierungen sorgten für weltweite Bekanntheit.

Der Zerfall

Alkohol- und Drogeneskapaden sorgten immer wieder für Spannungen und Wechsel bei den Smashing Pumpkins. 1996 verabreichten sich Chamberlin und der Tourmusiker Jonathan Melvoin im Hotelzimmer eine Überdosis Heroin. Melvoin starb und Chamberlin flog aus der Band. Nach dem Album „Adore“ (1998) folgte mit „Machina/The Machines Of God“ der Anfang vom Ende der Alternative-Rockband. Noch während der Aufnahmen verließ Wretzky die Band und wurde kurzweilig durch die Bassistin Melissa auf der Maur ersetzt. Noch im selben Jahr löste sich The Smashing Pumpkins auf. Nach einem erfolglosen Versuch von Corgan, eine Duo-Karriere mit dem ehemaligen Drummer Chamberlin zu starten, und einer kurzen Solokarriere beschloss Corgan 2005, The Smashing Pumpkins wieder zum Leben zu erwecken. Doch mit neuen Bandmitgliedern, die ständig wechselten und nicht ansatzweise am Erfolg der alten Zeiten anschließen konnten.

Die Straßen der Zukunft

Obwohl sich viele Fans die alten Smashing Pumpkins zurückgewünscht haben und sie auch bekommen haben, wollte Billy Corgan in die Zukunft blicken. Musik entwickelt sich nun mal und verändert sich mit der Zeit unwiderruflich. Das ist zumindest zum Teil auch auf „Aghori Mhori Mei“ zu hören, trotzdem überzeugt das Album auf allen Linien.

„Bei der Entstehung dieses neuen Albums wurde ich von dem oft zitierten Sprichwort ‚Man kann nicht zu-rück nach Hause‘ fasziniert. Was ich persönlich in der Form als wahr empfunden habe, aber ich dachte, was wäre, wenn wir es trotzdem versuchen? Nicht so sehr, um mit Sentimentalität zurückzublicken, sondern vielmehr als Mittel, um voranzukommen.“

– Billy Corgan über die Entstehung von „Aghori Mhori Mei“

Unsere weiteren Alben der Woche findet ihr hier.

Autor: Loris Gallicchio